Brandenburg an der Havel

Domstift lässt antijüdische Schmähplastik erforschen

Im Kreuzgang des früheren Klosters steht die älteste bekannteste »Judensau« aus dem 13. Jahrhundert

 26.01.2022 10:24 Uhr

Blick auf die sogenannte Judensau an der Stadtkirche in der Lutherstadt Wittenberg Foto: imago images/Christian Schroedter

Im Kreuzgang des früheren Klosters steht die älteste bekannteste »Judensau« aus dem 13. Jahrhundert

 26.01.2022 10:24 Uhr

Das evangelische Domstift Brandenburg lässt die Geschichte der ältesten bekannten antijüdischen Schmähplastik einer sogenannten »Judensau« erforschen. Ziel sei, die Darstellung aus dem 13. Jahrhundert im Kreuzgang des früheren Klosters in Brandenburg an der Havel künftig mit Erläuterungen stärker im historischen Kontext zu zeigen, sagte Domkurator Cord-Georg Hasselmann am Dienstagabend bei einer Veranstaltung zum Thema in Brandenburg an der Havel. Damit solle auch zur Auseinandersetzung mit dem schwierigen Erbe der Geschichte und der Kirchengeschichte angeregt werden.

Die Antisemitismusbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Marion Gardei, kündigte neue kirchliche Regelungen zum Umgang mit antijüdischen Schmähplastiken in Kirchen an. Diese Darstellungen seien Teil der kirchlichen Tradition des Antijudaismus, betonte die Theologin.

Gemeinden müssten sich mit antisemitischen Symbolen in ihren Kirchen auseinandersetzen. Solche Plastiken müssten aus dem liturgischen Bereich in Kirchen herausgelöst und in einen pädagogisch-musealen Zusammenhang gestellt werden.

Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, Andreas Nachama, betonte, der Umgang mit der Brandenburger Schmähplastik sei einfacher als an anderen Orten, weil sie sich außerhalb der Kirche im Kreuzgang befinde. »Wir haben es schon mit einer musealen Präsentation zu tun«, sagte Nachama. Die Darstellung, die bereits mit einem Kommentar versehen wurde, habe dort den Charakter eines pädagogisch präsentierten Objekts im Vorraum des Dommuseums.

Derzeit seien knapp 50 solcher antijüdischen Schmähplastiken aus dem Mittelalter fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum bekannt, sagte die Kunsthistorikern Theresa Jeroch, die die zwischen

1235 und 1250 entstandene Darstellung in Brandenburg an der Havel erforscht. Das Schwein sei in der Zeit der Entstehung der Plastiken oft als Symbol für Teufel und Sünde verwendet worden, das Judentum sei damit abgewertet worden. Besonderheiten der Terrakottaplastik in Brandenburg an der Havel seien unter anderem die Darstellung eines Mischwesens aus Schwein und als Jude gekennzeichnetem Menschen sowie eine Namensinschrift, deren Bedeutung noch nicht geklärt sei und die bislang große Rätsel aufgebe. epd

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024