Antisemitismus

Dokumentation des Hasses

Die Recherche und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) dokumentiert antisemitische Vorfälle. Foto: RIAS

Das Projekt ist neu, und schon interessieren sich etliche Bundesländer für das Berliner »Melde-Netzwerk für antisemitische Vorfälle«. »Vielleicht wird unser Projekt ja Schule machen«, sagt Benjamin Steinitz von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS). Es gebe in dem internetbasierten Meldesystem sogar schon Einträge aus Baden-Württemberg, Bayern oder Niedersachsen.

vorfall Mitte Juli 2015 ging das Projekt von RIAS an den Start, und je bekannter es wird, desto mehr häuft sich die Arbeit. Steinitz nennt ein Beispiel: »Uns wurde mitgeteilt, dass bei der Al-Quds-Demonstration in Berlin ein junger Mann, der eine Kamera aufgebaut hatte, um die Gegendemonstration zu filmen, gerufen habe: ›Wir sollten euch wieder vergasen.‹ Solche Vorfälle hätten wir vermutlich ohne unser Meldesystem nie erfahren.«

Dass sie damit auch juristisch verfolgt werden, ist nicht gesagt. »Anders als bei polizeilichen Ermittlungen führen wir keine Befragungen durch«, sagt Steinitz. »Wer sich bei uns meldet, hat etwas erlebt und möchte uns das mitteilen.« Für die Strafverfolgung bleiben die Behörden zuständig, RIAS will dokumentieren und Opfern Hilfestellung geben. »Und wir können auf niedrigschwelligere Äußerungen von Antisemitismus – Facebookeinträge oder Graffiti – reagieren.«

Gefördert wird das Meldesystem vom »Berliner Landesprogramm Demokratie. Vielfalt. Respekt« des Senats, das Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus finanziell hilft. 28.700 Euro gibt es im ersten Jahr für den Verein demokratische Kultur (VdK), der RIAS trägt. Kofinanziert wird es von der Amadeu Antonio Stiftung. »Im Moment umfasst das Projekt eine halbe Stelle und geringe Honorarmittel«, berichtet Steinitz. »Seit wir online sind, reicht die zur Verfügung stehende Arbeitszeit leider nicht mehr aus.«

vorbilder Vor der Gründung von RIAS hörten sich Steinitz und Kollegen sehr gründlich in Berliner Synagogen um. »Da wurde uns klar, dass die Ermittlung von antisemitischen Vorfällen gemeinsam mit jüdischen Organisationen geschehen muss, aber zugleich nicht als die Sache von Juden abgetan werden darf.«

So sieht man das beim Senat auch. »Wir wollen wissen, wie sich das Thema aus jüdischer Sicht darstellt«, begründet Günter Lewanzik die Förderung durch das Land und verweist darauf, dass die Behörden nicht aus der Verantwortung entlassen werden dürfen. »Wer angegriffen wird, soll natürlich auch zur Polizei gehen.«

Internationale Vorbilder gibt es, etwa in Frankreich, Dänemark oder England. »Gerade das in England ist sehr gut«, sagt Steinitz. »Aber all diese Projekte werden von jüdischen Organisationen getragen. Wir haben gesagt, dass es nicht Aufgabe der Juden sein kann, sich um Antisemitismus zu kümmern, und haben uns deswegen als nichtjüdische säkulare Organisation darum gekümmert.«

www.report-antisemitism.de

Essay

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Gaza

Bericht: Hamas zu Machtübergabe bereit

Die Terroristen regieren den Küstenstreifen seit 2007 und überziehen Israel seither mit Terrorwellen und Kriegen

 22.04.2025

USA

Harvard wehrt sich mit Klage gegen Regierung

Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der Trump-Administration zu unterwerfen. Letztere wirft der Bildungsinstitution unzureichende Maßnahmen gegen Judenhass vor

 22.04.2025

Berlin

Prognose: Hälfte der Holocaust-Überlebenden 2031 nicht mehr am Leben

Der Bericht mache die Dringlichkeit der Bildungsarbeit zur Schoa deutlich, sagt der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025