Justiz

Ditfurth zieht vors Verfassungsgericht

Jutta Ditfurth Foto: dpa

Die Publizistin Jutta Ditfurth zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Grund ist die Ende Oktober ergangene Weigerung des Oberlandesgerichts München (OLG), ein in niedrigerer Instanz gefälltes Urteil, wonach Ditfurth den neurechten Publizisten Jürgen Elsässer nicht als »glühenden Antisemiten« bezeichnen darf, zu überprüfen. »Nach einstimmiger Auffassung des Senats« habe das Rechtsmittel der Berufung »offensichtlichen keine Aussicht auf Erfolg«, wie es in dem Beschluss heißt.

Inhaltlich wird der Beschluss vor allem mit der Verwendung des Wortes »glühend« begründet. Damit sei »unmissverständlich die Intensität des Antisemitismus des Klägers« umschrieben, woraus man folgern könne, der Antisemitismus Elsässers sei ausgeprägter als der anderer Antisemiten. Dafür aber sehe der Senat »nach wie vor keine ausreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte«. Stattdessen habe die Bezeichnung »glühender Antisemit« eine »starke Prangerwirkung«, die das Ansehen Elsässers herabsetzen könne. Als Quellen für seine Beurteilung des Phänomens »Antisemitismus« hatte das OLG den »Brockhaus« sowie den »Fremdwörter-Duden« verwendet.

beschwerde Ditfurths Anwälte legen nun Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. Das ist nötig, da das OLG den Zugang zum Bundesgerichtshof unmöglich gemacht hat. Ditfurth kommentiert den Beschluss der Richter: »Um es höflich zu formulieren: Das Urteil des OLG München genügt weder inhaltlich noch formal den Erwartungen, die heute an ein höheres deutsches Gericht in Sachen Antisemitismus zu stellen sind.« Ihre Aussichten in Karlsruhe schätzt Ditfurth als gut ein.

In erster Instanz hatte Ditfurth verloren. Jürgen Elsässer hatte gegen sie eine Klage angestrengt, nachdem Ditfurth ihn in einer Fernsehsendung als »glühenden Antisemiten« bezeichnet hatte. Das Landgericht München begründete sein Urteil vom Dezember 2014 damit, ein Antisemit sei nur jemand, der sich positiv auf das NS-Regime bezieht. »Nach dieser Logik wäre es untersagt, Menschen Antisemiten zu nennen, wenn sie andere Menschen antisemitisch beleidigen, sie diskriminieren und mit Hass verfolgen«, kommentierte Ditfurth.

wahnsystem Inhaltlich hält die Publizistin ihre Vorwürfe gegen Elsässer, der früher in diversen linken Medien veröffentlichte und seit einigen Jahren mit rechtslastigen Verschwörungstheorien aufwartet, aufrecht: »Liest man Elsässers Reden und Texte der letzten sechs Jahre, stößt man auf ein ideologisches Wahnsystem, das nicht nur aus den meisten Juden ›Zionisten‹ macht, sondern, oft nur notdürftig verhüllt, Israel mit dem NS-Regime gleichsetzt und die Schoa auf diese Weise relativiert.« Sie verweist beispielsweise darauf, dass Elsässer den »Widerstand gegen das internationale Finanzkapital und seine Kriegsbrandstifter in Washington, London und Jerusalem« predigt.

Die Formulierung, dass Elsässer ein »glühender Antisemit« ist, darf sie allerdings bei Androhung von 250.000 Euro Strafe oder sechs Monaten Ordnungshaft nicht mehr wiederholen.

Gaza

Bericht: Hamas zu Machtübergabe bereit

Die Terroristen regieren den Küstenstreifen seit 2007 und überziehen Israel seither mit Terrorwellen und Kriegen

 22.04.2025

USA

Harvard wehrt sich mit Klage gegen Regierung

Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der Trump-Administration zu unterwerfen. Letztere wirft der Bildungsinstitution unzureichende Maßnahmen gegen Judenhass vor

 22.04.2025

Berlin

Prognose: Hälfte der Holocaust-Überlebenden 2031 nicht mehr am Leben

Der Bericht mache die Dringlichkeit der Bildungsarbeit zur Schoa deutlich, sagt der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025