Die Tür mit dem Schriftzug »Arbeit macht frei« am Eingang der Gedenkstätte Dachau ist am Wochenende gestohlen worden. Max Mannheimer, Schoa-Überlebender und früherer Dachau-Häftling, zeigte sich »entsetzt, dass anscheinend Nazis das Andenken an die an diesem Ort Ermordeten schänden und die Pietät dieses Ortes antasten«. Der Vizepräsident des Internationalen Dachaukomitees sagte weiter: »Ich hätte diese Qualität der Zerstörung nicht für möglich gehalten.« Die gestohlene Tür gilt als das zentrale Symbol des Leidensweges der Häftlinge des Konzentrationslagers.
Für die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, ist der Diebstahl daher ein »bewusster und abscheulicher Akt der Verleugnung und der Auslöschung der Erinnerung an die an diesem Ort begangenen Verbrechen«. Hammermann erinnert in ihrer Stellungnahme daran, dass der Diebstahl »nicht zufällig« zu einem Zeitpunkt geschehen sei, »in dem die Überlebenden, die ihr Vertrauen in die deutsche Geschichts- und Aufarbeitungskultur gesetzt haben, nicht mehr lange unter uns sein werden«.
täter Die etwa ein mal zwei Meter große Tür aus Schmiedeeisen war Bestandteil eines größeren Eisentors am Haupteingang. Ihr Fehlen war am frühen Sonntag von den Security-Mitarbeitern, die sich um die Anlage des früheren KZ kümmern, bemerkt worden. Um die Tür mit dem Schild zu stehlen, mussten die Täter erst über ein Flügeltor klettern. Zu den Tätern und ihrer Motivation macht die Polizei derzeit noch keine Angaben. Der Staatsschutz ist an den Ermittlungen beteiligt.
Von der KZ-Gedenkstätte Dachau ist zu erfahren, dass nun alle Sicherheitsstandards auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Es werde auch darüber nachgedacht, sie heraufzusetzen. Karl Freller, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, zu der die KZ-Gedenkstätte gehört, hat den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann um größtmögliche Unterstützung bei der Aufklärung des Diebstahls gebeten.
Vor fünf Jahren, im Dezember 2009, war vom Eingangstor der KZ-Gedenkstätte Auschwitz das Schild mit dem Schriftzug »Arbeit macht frei« gestohlen worden. Die polnische Polizei fand kurze Zeit später das Schild und konnte fünf Tatverdächtige festnehmen. Während bei diesen fünf, allesamt polnische Staatsbürger, kein politischer Hintergrund nachgewiesen werden konnte, wurde kurze Zeit später ihr Auftraggeber, der schwedische Rechtsextremist Anders Högström, verhaftet und zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.