Es besteht einmal mehr Grund, warnend auf die Bestrebungen der Judenmission hinzuweisen. Sie ist zwar nichts wirklich Neues, aber die Missionare – man sollte sie ruhig Seelenkäufer nennen – sind immer noch aktiv. Sie glauben, einen Auftrag zu besitzen, damit auch die Juden an Jesus Christus glauben.
Gewiss, das wollen nur Teile der Evangelischen Kirche, wie dieser Tage auf der EKD-Synode versichert wurde. Doch die aufgeklärte Mahnung mancher Protestanten, dass es nach dem Holocaust keine Judenmission mehr geben darf, findet nicht überall Gehör. Vielmehr handelt es sich sogar um organisierte Missionsanstrengungen.
Taufe In Synagogen werden Broschüren verteilt und Gemeindemitglieder oft zwar nicht unmittelbar zur Taufe gedrängt, aber es lässt sich die Strategie beobachten, dass Juden gesagt wird, sie könnten in ihrer Gemeinde verbleiben, es käme nur auf den Glauben an. Für den Übergang gibt es die »messianischen Juden« oder »Judenchristen«. Als ob es so etwas geben könnte: Wer an Jesus Christus glaubt, hat das Judentum verlassen!
Besonders aktiv sind Gruppen, die sich israelsolidarisch präsentieren. Die Zeitschrift »Christen für Israel« etwa unterstützt alles, was die Regierung in Jerusalem macht. Zupasskommt ihnen, dass sich der Staat Israel über jede Unterstützung freut.
Doch es geht ihnen nicht um Solidarität mit dem jüdischen Staat oder um interreligiösen Dialog. Den Missionaren geht es vielmehr darum, dem Judentum seine Daseinsberechtigung abzusprechen. Das sei doch der theologische Auftrag, heißt es dann ganz unschuldig, so etwas sei doch von historischen Ereignissen unabhängig. Als ob die Schoa irgendeine Episode wäre, die für heutiges Handeln keine Bedeutung besitze!
Bis heute begeht die Evangelische Kirche den Jerusalemsonntag, mit dem die Genugtuung ausgedrückt wird, dass Jerusalem wegen seiner Untreue unterging. Warnungen sind also weiterhin angebracht.
Der Autor war viele Jahre Landesrabbiner von Württemberg.