Einspruch

Die rasende Republik

Was macht Deutschland eigentlich, wenn Karl-Theodor zu Guttenbergs Freunde und Feinde aufgrund großer Erschöpfung mal nicht übereinander herfallen? Na klar: Es streitet mit gleicher Inbrunst und ähnlich konfrontativ über den Islam! Vergangene Woche gab’s sogar einen richtigen Grund für diese Debatte. Doch der fiel im Eifer des Gefechts rasch unter den Tisch.

Ein Kosovo-Albaner hatte am Frankfurter Flughafen zwei amerikanische Soldaten durch Pistolenschüsse getötet. Gleich darauf tat der frisch gekürte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kund, dass seiner festen Überzeugung nach der Islam als solcher nicht zu Deutschland gehöre. Anderes lasse sich in der Historie nirgends belegen. Der Satz war kaum gesprochen, da machte es schon Krawumm – die Republik befand sich im Ausnahmezustand. Befürworter und Gegner dieser schwammigen Aussage gingen sich wortreich an die Gurgel.

Zäsur Darüber geriet das wirklich Brisante völlig ins Hintertreffen: Frankfurt war der erste »erfolgreiche« Anschlag eines muslimischen Fundamentalisten auf hiesigem Boden. Eine erschreckende Zäsur. Dennoch hat Deutschland nichts Besseres zu tun, als sich über die Interpretation von »dazugehören« zu echauffieren. Dabei steht doch jenseits aller semantischen Feinheiten eines fest: Die militante Ausprägung des Islam gehört nicht zu uns. Sie ist ein Fall für Ermittlungsbehörden, Staatsanwälte und Richter. Die Republik würde gut daran tun, dieser großen Gefahr endlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und der Formulierungsdebatte deutlich weniger.

Denn wer kann ernsthaft behaupten, dass der Islam im engeren Sinne Bestandteil deutscher Tradition ist? Und wie ist es ohne gedankliche Verrenkungen zu leugnen, dass diese Religion zunehmend eine gesellschaftliche Realität wird? Vier Millionen Muslime und eine wachsende Zahl Moscheen sprechen eine deutliche Sprache. Mit diesen Fakten gilt es nüchtern umzugehen. Da hilft weder naives Absingen von Multikulti-Liedern noch dumpfe Panikmache weiter. Hurra, wir kapitulieren nicht, sondern denken nach! Das wär’ mal was.

München

Bayerns Ministerpräsident Söder übt scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

»Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, betont der CSU-Politiker - und gab eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte

 24.11.2024

Gemeinden

Blick auf ein besonderes Jahr

Die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagte in München. Für große Begeisterung im Saal sorgte die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

von Katrin Richter  24.11.2024

Vereinte Arabische Emirate

Chabad-Rabbiner in Dubai vermisst

Berichten zufolge könnte der Rabbiner durch den Iran entführt oder ermordet worden sein

 24.11.2024

Kriminalität

»Schwachkopf«-Post zu Habeck: Jetzt melden sich die Ermittler zu Wort

Ein Mann soll Wirtschaftsminister Habeck im Netz beleidigt haben. Dass dann die Polizei zu Besuch kam, sorgte nicht nur im Umfeld des Vizekanzlers für Verwunderung. Die Ermittler liefern Erklärungen

von Frederick Mersi  22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Debatte

CDU-Ministerpräsident verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

»Völlig ausgeschlossen, dass ein demokratisch gewählter Ministerpräsident aus Israel auf deutschem Boden verhaftet wird, weil er sein Land gegen Terroristen verteidigt«

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024