TV-Tipp

Die dunklen Seiten der sozialen Netzwerke

Donald Trump nutzte soziale Netzwerke, um ins Weiße Haus zu gelangen. Foto: picture alliance / Panama Pictures

Wenn sich Menschen durch die Regierung unterdrückt und ungerecht behandelt fühlen, dann bietet das den Boden für eine Revolution. Während früher ein Aufstand gegen die Macht von langer Hand vorbereitet werden musste, passiert er heute im Handumdrehen. Schließlich bedarf es nur einiger Klicks im Netz, um Gleichgesinnte zu finden.

Bevor eine Demokratie in Gefahr gerät, sind die Übergriffe meist in sozialen Netzwerken angeheizt und organisiert worden. Warum nicht mehr gegen diese dunkle Seite der Medien unternommen wird, fragt die »ARD Story: Die Machtmaschine - Wie Facebook und Co. Demokratien gefährden«, die in der ARD-Mediathek verfügbar ist.

Beeinflussung Der erste Teil des Films von Svea Eckert, Stella Peters und Petra Nagel beschäftigt sich detailliert mit Donald Trumps Umgang mit Facebook. Er zeigt, dass der frühere US-Präsident die Plattform früh für sich zu nutzen wusste. Lücken des Netzwerks dienten Trump für seine Zwecke, um die Wahlen in den USA für sich zu beeinflussen.

Dabei hatte die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen zuvor längst mit tausenden Dokumenten aus dem Innern des für Facebook verantwortlichen Meta-Konzerns schwere Vorwürfe gegen soziale Medien erhoben: Plattformen wie Facebook, Instagram und WhatsApp würden Menschen und Demokratien weltweit gefährden.

Insider und Experten sind sich in der Dokumentation einig: Der mächtige US-Konzern Meta, zu dem diese drei Dienste gehören, wisse genau, welchen Schaden er anrichte. Man unternehme aber viel zu wenig dagegen. Allzu oft werde der Profit über das Wohl der Nutzer gestellt.

Mammut-Gesetz Immer mehr Populisten und Autokraten nutzen heute digitale Plattformen, um in westlichen Demokratien Wahlberechtigte zu manipulieren und auf diese Weise Wahlen zu beeinflussen, beobachten die Autorinnen. Die Europäische Union (EU) wurde zuletzt aktiv: In diesem Jahr müssen die Plattformen ein Mammut-Gesetz umsetzen, das die weltweit agierenden Tech-Giganten in ihren Möglichkeiten beschränken soll. Der »Digital Services Act« (DSA) ist ein Gesetz, das die Online-Welt sicherer machen soll.

Zukünftig müssen illegale Inhalte europaweit zügig gelöscht werden; die Grundrechte der Nutzenden im Netz sollen auf diese Weise geschützt werden. Dazu sorgt das Gesetz für eine strengere Beaufsichtigung von Online-Plattformen - insbesondere von denen, die mehr als zehn Prozent der EU-Bevölkerung erreichen. Denn Algorithmen könnten Hass und Lügen wuchern lassen und den Blick der Menschen auf die Welt prägen, so die Autorinnen.

Auch in der Doku wird die Frage aufgeworfen, ob der Digital Services Act halten kann, was er verspricht. Wird es so gelingen, den Plattform-Motor ins Stocken zu bringen? Oder waren der Mut, der Einsatz und die persönlichen Kosten der Whistleblower wie Haugen umsonst? EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton gibt eine Einschätzung.

Whistleblower Über ein Jahr lang haben Journalistinnen und Journalisten vom Recherche-Netzwerk von Westdeutscher Rundfunk (WDR), Norddeutscher Rundfunk (NDR) und »Süddeutscher Zeitung« für ihren Film immer wieder die US-amerikanische Informatikerin Haugen interviewt. Auch weitere Informanten wie Sophie Zang und »Cambridge Analytica«-Whistleblower Christopher Wylie kommen zu Wort.

Der Dokumentation gelingt ein Blick hinter die Fassade des Milliarden-Konzerns Meta. Sie verdeutlicht Fehlentscheidungen einer Führungsriege, zeigt aber auch die Verzweiflung vieler Mitarbeiter. Die NDR-Journalistin Stella Peters, eine der Filmautorinnen, kritisiert, »dass beispielsweise Politiker auf Facebook lügen dürfen - und es wird nicht gelöscht«. Mitunter werde ein Faktencheck verlinkt, es komme aber nicht zur Löschung von unwahren Inhalten. Vielen Nutzern sei das nicht bewusst, sagt Peters.

Washington D.C.

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