Im Jahr 2016 heißt die beste Lehrerin der Welt Hanan al-Hroub. Eine Frau, die in Bethlehem lebt und für ihren unermüdlichen Einsatz im Schulalltag vom Papst persönlich geehrt wurde. Das ist nun schon drei Wochen her, aber die Medien berichten immer noch von ihrer Leidens- und Lebensgeschichte, die von häufiger Gewalt geprägt wurde. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass ihre Schilderung einen kleinen, aber bitteren Beigeschmack der Hetze gegen Israel enthält.
Mag sein, dass das Gefühl sich verfestigt, nachdem man erfährt, dass der Ehemann der besten Lehrerin der Welt einer der Hauptakteure bei einem tödlichen Terrorüberfall auf Juden war. Oder wenn man weiß, dass die Schule, die nach einem Terroristen benannt wurde, sich in einer Straße befindet, die ebenfalls den Namen eines Terroristen trägt. Ziemlich viele Terroristen für eine friedliebende Lehrerin.
gehirnwäsche Man möchte ihr dennoch die Absicht abnehmen, ihren Schülern ein friedliches Miteinander beibringen zu wollen, auch mit den Israelis. Man möchte hoffen, denn das macht eine wirklich gute Lehrerin aus: die Objektivität. Wir sind doch auch Lehrer geworden, um die Jugendlichen vor Gehirnwäsche zu schützen, damit sie sich eine Meinung bilden können.
Es ist schwer, wenn mich ein Schüler mit »Free Palestine« begrüßt und mir erklärt, dass die Israelis nichts anderes tun, als Kinder zu töten. Meine Freundin in Israel hingegen muss sich immer wieder fragen, welches Kind sie bei einem Raketenalarm zurücklässt, falls die 90 Sekunden nicht reichen, um alle drei Kinder anzuziehen und mit ihnen in den Bunker zu rennen.
Und trotzdem: Ich muss, wir alle müssen uns der Diskussion stellen, auch wenn sie wehtut. Beide Seiten aufzeigen. Und wenn alle Lehrer der Welt das tun, wird dieser Preis der »besten Lehrerin der Welt« vielleicht einmal tatsächlich das Ansehen unseres Berufes verbessern und die Welt friedlicher machen.
Die Autorin ist Lehrerin an einer Hauptschule.