Meinung

Deutschland als Botschafter Israels

Das beabsichtigte Konsularabkommen zwischen Deutschland und Israel ist nur ein kleiner Akt – aber mit großer Symbolik. U-Boot-Geschäfte beispielsweise gehen auf das deutsche Bekenntnis zur national-jüdischen Existenzsicherung zurück. Aber dass deutsche diplomatische Einrichtungen sich künftig des Schicksals einzelner israelischer Staatsbürger annehmen, die in Ländern wie Marokko oder Tunesien Unterstützung benötigen, hat nichts mehr mit der deutsch-jüdischen Geschichte zu tun.

Hier geht es nicht darum, das Leben im jüdischen Land zu verbessern, noch wird der Bundeshaushalt irgendwie belastet. Es steckt eben viel Symbolisches in dieser einmaligen Geste, die selbst seitens der USA kaum vorstellbar ist.

Ein Konsularabkommen anlässlich des deutsch-israelischen Beziehungsjubiläums 2015 ist das diplomatische Äquivalent zur Diamantenkette, die zur Goldenen Hochzeit verschenkt wird. Durch ein solches Geschenk wird man nicht satter, jünger oder gesünder, aber man trägt es mit Stolz. Doch die Symbolik geht noch weiter. Es gibt bekanntlich diesen Partnertyp, der meint, dass ihm mit dem Schenken das Recht auf Bevormundung zufällt.

geschäftsverhältnis Es gilt also aufzupassen, dass eine Beziehung – zwischen Menschen wie zwischen Völkern – nicht zum Geschäftsverhältnis wird, bei dem mit Waren gehandelt wird. Das deutsche Risiko besteht mithin kaum in der Gefahr, von Terroristen mit Israel gleichgesetzt und »bestraft« zu werden, sondern vielmehr darin, in Bezug auf israelische Angelegenheiten eitel und anmaßend zu werden.

Die Regierung Merkel hat in den vergangenen Jahren sehr viel für den jüdischen Staat getan. Gleichzeitig hat sie aber den hart erarbeiteten guten Eindruck auch durch grobe Fehler getrübt – etwa, als sie sich bei der UNO-Abstimmung über einen neuen Palästinenserstaat einfach enthielt. Das nun geplante Konsularabkommen könnte den bitteren Geschmack manch deutscher Fehlentscheidung verbessern. Allerdings kann es sich auch abträglich auswirken. Das langfristige Ergebnis hängt vor allem davon ab, wie Berlin künftig mit seiner aktuellen Großzügigkeit umgehen wird.

Der Autor ist freier Journalist und Korrespondent der israelischen Zeitung Maariv.

USA

Hitlergruß: Nach Musk nun Bannon?

Steve Bannon, einst Chefideologe von Donald Trump, hat bei einer Rede vor rechten Aktivisten eine umstrittene Geste gezeigt

von Michael Thaidigsmann  21.02.2025

Berlin

»Welt«-Gruppe gedenkt der Bibas-Familie

»All jene, die in Deutschland den Islamismus verharmlosen oder relativieren, sollten in die Gesichter der Bibas Kinder sehen«, betont »Welt«-Chefredakteur Jan Philipp Burgard

 21.02.2025

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Demoskopie

Abstimmung gegen Antisemitismus?

So wahlentscheidend sind jüdische Themen

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Berlin

KZ-Gedenkstätten: Wählen gehen für die Demokratie

Rutscht die Gesellschaft weiter nach Rechts? Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten sieht die Bundestagswahl als Chance, diesen Trend zu stoppen

 20.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

WHO

Polio-Impfkampagne im Gazastreifen geht weiter

Weil das Poliovirus wieder in Abwasserproben nachgewiesen wurde, sollen in Gaza erneut etliche Mädchen und Jungen gegen Kinderlähmung geimpft werden. Start der Kampagne ist bereits in wenigen Tagen.

 19.02.2025