Wirtschaft

»Fuck Israel«-Botschaft aus Süddeutschland

Das Firmengelände der Roto Frank AG in Leinfelden-Echterdingen Foto: picture alliance / ZB/euroluftbild.de

Es sind eigentlich gute Geschäftsbeziehungen: Das deutsche Unternehmen Roto Frank FTT GmbH beliefert einen israelischen Fensterhersteller seit Jahren ebenso zuverlässig wie freundlich. Doch die jüngste Lieferung war im schlechtesten Sinne ganz besonders: Sie enthielt Hassbotschaften.

Wie das israelische Medium »Ynet« zuerst berichtete, ging die Lieferung aus dem Schwabenland an die Firma von Haim und Benny Briskin in Sha’ar Binyamin im Westjordanland. Auf mehreren Zetteln im Paket klebten Sticker mit der Aufschrift »Fuck Israel«.

»Schockierend und inakzeptabel«

»Seit 15 Jahren arbeiten wir mit den Deutschen zusammen und sowas gab es noch nie«, erklärten die Briskin-Brüder. »Wir waren schockiert, als wir den Karton mit der Lieferung öffneten und die Notizen mit diesem Schimpfwort fanden.«

Das Paket aus Deutschland war eine Teillieferung des deutschen Lieferanten Roto Frank. Er gehört zu den führenden Herstellern von Wohndachfenstern, Dachausstiegen und Bodentreppen und ist mit fast 5000 Mitarbeitern eines der wichtigsten deutschen Unternehmen im Bereich Wohnungs- und Industriebau,.

Die beiden israelischen Geschäftsführer wandten sich mit einem Beschwerdebrief an die Roto Frank und forderten den Hersteller auf, den Vorfall zu untersuchen und gegen die Verantwortlichen vorzugehen.

»Werden die Verantwortlichen identifizieren«

Das in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ansässige Unternehmen, das rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, reagierte am Nachmittag. Der Vorgang sei »inakzeptabel und in höchstem Maße zu verurteilen«. Geschäftsführer Marcus Sander erklärte auf eine schriftliche Anfrage des israelischen Bloggers Alon David: »Dieser Vorfall hat uns bei der Roto Frank Fenster- und Türtechnologie GmbH zutiefst erschüttert. Solche Handlungenwidersprechen zutiefst unseren Werten und Grundsätzen.«

Lesen Sie auch

Man werde der Sache nun auf den Grund gehen. »Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst und haben umgehend interne sowie externe Maßnahmen und Untersuchungen eingeleitet, um die Hintergründe aufzuklären. Gemeinsam mit den zuständigen Stellen werden wir alles unternehmen, um die Verantwortlichen zu identifizieren und sicherzustellen, dass entsprechende Konsequenzen folgen.« Dafür benötige man aber aufgrund der Komplexität der internationalen Waren- und Lieferströme etwas Zeit.

Antisemitismusbeauftragter begrüßt Stellungnahme

In der Vergangenheit habe es keine antisemitischen Vorfälle in dem Unternehmen gegeben. Die auf den Fotos erkennbaren »Fuck Israel«-Aufkleber stammten nicht vom Unternehmen, sondern seien »am Markt neutral verfügbare Sticker«, schrieb Sander.

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume sagte dieser Zeitung, er begrüße es, dass die Sache ernst genommen werde. »Ich begrüße die klare Stellungnahme des Unternehmens und werde mich über das Ergebnis der Ermittlungen und die daraus zu ziehenden Konsequenzen informieren lassen. Denn sogenannter Antizionismus ist nach meiner fachlichen Einschätzung nichts anderes als israelbezogener Antisemitismus«, so Blume. im/mth (Mitarbeit: Alon David)

EU-Israel-Beziehungen

Unerwünschte Personen

Israel hat zwei Mitgliedern des Europaparlaments am Flughafen Tel Aviv die Einreise verweigert. Diese zeigten sich empört

von Michael Thaidigsmann  25.02.2025

Berlin

Angeklagte schweigen im Hamas-Prozess

Erstmals wird vier Männern wegen der mutmaßlichen Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrororganisation der Prozess gemacht

 25.02.2025

Vereinte Nationen

Israel stimmt mit USA und Russland gegen die Ukraine

Die UNO-Vollversammlung fordert ein Ende der russischen Aggression und Jerusalem stimmt dagegen. Wie kann das sein?

von Imanuel Marcus  25.02.2025

Meinung

Mit Links gegen die Staatsräson

Die Linke hat auch deshalb gewonnen, weil sie für Menschen mit antisemitischer Weltanschauung anschlussfähig geworden ist

von Murat Kayman  25.02.2025

Bundestag

So rechtsextrem ist die neue AfD-Fraktion

Der Parteirechtsaußen Maximilian Krah wurde aufgenommen, ebenso wie das selbsternannte »freundliche Gesicht des NS«, Matthias Helferich

 25.02.2025

Kommentar

Liebe Links-Wähler, wolltet ihr das wirklich?

Viele progressive Jüdinnen und Juden haben am Sonntag unter Bauchschmerzen Die Linke gewählt. Jetzt kriegen sie womöglich genau das, was sie nicht haben wollten

von Joshua Schultheis  25.02.2025

Brüssel

»Israel ist ein Gewinn für Europa«

Außenminister Gideon Sa’ar betont die Notwendigkeit einer Entmilitarisierung Gazas und hebt die Bedeutung seines Landes für Europa hervor

 25.02.2025

Berlin

Prozess gegen mutmaßliche Hamas-Mitglieder beginnt

Die Männer sollen für Waffendepots in Europa zuständig gewesen sein

 25.02.2025

Kommentar

Die Mitte zögert, die Extreme wachsen

Die künftige Bundesregierung muss bereit zu Reformen sein - und der politischen Mitte endlich wieder Leben einhauchen

von Josef Schuster  24.02.2025