Antisemitismus/Brandenburg

Deutlich mehr antisemitische Vorfälle in Brandenburg

Der Antisemitismus tritt in Brandenburg in jeder erdenklichen Erscheinungsform auf

 18.07.2024 10:04 Uhr

Joachim Seinfeld, Leiter der Fachstelle Brandenburg Foto: Gregor Zielke

Der Antisemitismus tritt in Brandenburg in jeder erdenklichen Erscheinungsform auf

 18.07.2024 10:04 Uhr

Die Zahl dokumentierter antisemitischer Vorfälle in
Brandenburg ist mit insgesamt 377 Fällen im vergangenen Jahr stark
gestiegen. Damit sei 2023 durchschnittlich mehr als eine
judenfeindliche Tat pro Tag verübt worden, hieß es bei der
Vorstellung des neuen Monitoringberichts der Fachstelle
Antisemitismus Brandenburg am Mittwoch in Potsdam. 2022 seien es 204
Fälle gewesen. Die im vergangenen Jahr erfassten Fälle reichen von
Beleidigungen über Mord- und Vergasungsdrohungen bis zum Angriff mit
einem Baseballschläger.

Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative
gegen Antisemitismus, sagte, Antisemitismus sei in Brandenburg im
vergangenen Jahr »in jeder erdenklichen Form in Erscheinung
getreten«. Die Zunahme der erfassten Vorfälle sei erschreckend und
bedrohlich. Positiv sei, dass auf vielfältige Weise gegengesteuert
werde. So habe die Landesregierung »sehr klug durchdacht« dazu
beigetragen, Strukturen zur Bekämpfung des Antisemitismus aufzubauen.
Die Kreuzberger Initiative ist Trägerin der Fachstelle.

Hizarci betonte, durch die besseren Strukturen verändere sich auch
das Meldeverhalten. So könnten mehr Fälle erfasst werden. Seit dem
schrecklichen Hamas-Überfall auf Israel und dessen Folgen sei
festzustellen, dass antisemitische Ansichten stärker und
selbstverständlicher nach außen getragen würden. »Im Internet wird
Antisemitismus unverhohlen ausgedrückt«, sagte er. Es gebe keine
Bremse mehr, Judenfeindlichkeit werde immer mehr unter Klarnamen nach außen kommuniziert.

»Das Internet ist der Ort Nummer eins«

Joachim Seinfeld, Leiter der Fachstelle Brandenburg, sagte, es sei
eine enorme Zunahme beim israelbezogenen Antisemitismus verzeichnet
worden. Dem Report zufolge wurden 2022 keine entsprechenden Fälle
erfasst, 2023 waren es elf Prozent aller Vorfälle. Schwerpunkt war
dem Report zufolge mit gut 39 Prozent der Fälle Antisemitismus mit
Schoa- und NS-Bezug. 35,5 Prozent der Fälle hätten einen
rechtsextremen, 4,5 Prozent einen islamischen Hintergrund. Mehr als
56 Prozent seien nicht eindeutig zuzuordnen. Die restlichen Fälle
hätten einen linken oder verschwörungsideologischen Bezug.

Seinfeld betonte, die meisten Vorfälle, 35,3 Prozent, seien im
Onlinebereich erfasst worden. »Das Internet ist der Ort Nummer eins«,
sagte er. Die Zunahme sei auch Ausdruck davon, dass die Hemmschwellen
für judenfeindliche Äußerungen geringer würden. Antisemitismus komme
zudem »selten alleine«. Er sei meist mit anderen Formen der
Diskriminierung verbunden und gehe oft mit massiver
Frauenfeindlichkeit einher. Fast 50 gemeldete Fälle seien bei der
Auswertung nicht berücksichtigt worden, weil die Angaben dazu nicht
präzise genug gewesen seien.

In die Statistik wurden den Angaben zufolge Zahlen der Polizei,
der Fachstelle und von weiteren Akteuren wie der Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten, den jüdischen Gemeinden sowie von
Schulen aufgenommen. Damit seien mehr Quellen ausgewertet worden als
für den vorhergehenden Bericht, hieß es.

Die Polizei hat in Brandenburg im vergangenen Jahr 284
antisemitische Straftaten erfasst, 45,6 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der überwiegende Teil davon, 89,4 Prozent, hatte einen rechtsextremen
Hintergrund. epd

Meinung

Die Schweizer Sozialdemokraten und ihr radikaler Mittelweg

Die SP versteckt sich hinter widersprüchlichen und israelkritischen Resolutionen

von Nicole Dreyfus  29.10.2024

Libanon

Acht UN-Soldaten bei Raketenbeschuss leicht verletzt

Die UN schreiben den Angriff der Hisbollah zu

 29.10.2024

Berlin

Studentin für israelfeindliche Flugblätter verurteilt

Die Studentin wurde zudem des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte für schuldig gesprochen

 29.10.2024

Meinung

Djamshid Sharmahd hätte gerettet werden können

Warum die Bundesregierung eine Mitverantwortung für den Tod des Oppositionellen trägt

von Saba Farzan  29.10.2024

Geiseln

Netanjahu dementiert Vorschlag für Geisel-Abkommen

Ein ägyptischer Vorschlag für einen Geiseldeal existiert wohl doch nicht

 29.10.2024

Berlin

Klein: Antisemitismus an Schulen und im Internet bekämpfen

Klein und Friedman kritisierten mangelnde Anteilnahme in Deutschland mit dem Leid der Opfer des Terroranschlags

 29.10.2024

Antisemitismus

Publizist Friedman: Worte Erdogans sorgen für Judenhass-Anstieg

Für Michel Friedman ist der türkische Präsident mitverantwortlich für wachsenden Antisemitismus

 29.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Hannover

Erneut Vandalismus an NS-Gedenkstätte Ahlem

Unbekannte haben am Sonntagabend mehrere Tafeln an der sogenannten »Wand der Namen« beschädigt oder ganz herausgerissen

 29.10.2024