Es gibt keinen Tag, an dem dieses Thema nicht aktuell ist. Anschläge auf Juden finden so oft statt, dass sie kaum noch von den Medien wahrgenommen werden. Oder, schlimmer noch, dass Meldungen auf desinteressierte Langeweile stoßen.
Berndt Georg Thamm, Publizist aus Berlin, der sich seit Jahren mit internationalem Terrorismus beschäftigt, hat auf Anregung des »Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus« (JFDA) eine Studie vorgelegt, die materialreich die Entwicklung der vergangenen Jahre nachzeichnet. »Terroranschläge in Paris gegen Juden und ›Kreuzfahrer‹. › Der antisemitische Djihad als ›Holy World War‹« heißt die Studie, die am Mittwoch in Berlin der Presse vorgestellt wurde.
nine eleven Thamm geht es darum, wie er bei der Präsentation sagte, die Wurzeln des Dschihad, den er als zunächst regionalen, mittlerweile aber weltweiten Heiligen Krieg begreift, zu zeigen. Minutiös zeichnet er die Aktivitäten nach, präsentiert schon frühe Mordaufrufe der Al-Qaida aus dem Jahr 1998 – also weit vor den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York.
Und nicht nur Aufrufe, auch an die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania erinnert er. Zugleich beschreibt er, dass es zu islamistischer Strategie gehört, eine Art »Israelisierung Europas« zu betreiben: individuelle Terrorattacken, oft Selbstmordanschläge, die in das Alltagsleben getragen werden und Angst und Schrecken verbreiten sollen. Im April 2015 hatte Thamm seine Studie abgeschlossen, aber die Ereignisse brachten ihn dazu, einen Nachtrag in sein Buch aufzunehmen: Mehrere Anschläge pro Monat, manchmal pro Woche, zeigen, wie wichtig das Buch ist.
bildungsprogramme Das JDFA, das seit einigen Jahren verdienstvoll antisemitische Vorfälle dokumentiert und Bildungsprogramme zur Bekämpfung des Judenhasses auflegt, hat mit der Studie einen wertvollen Beitrag geleistet, um die Bedeutung des Dschihads – und die Bedeutung, die Antisemitismus für diese Islamisten hat – zu zeigen.
»Diese Studie ist ein Handbuch über die Entwicklung des dschihadistischen Terrorismus«, schreibt JDFA-Vorsitzende Lala Süsskind in ihrem Nachwort. Sie zeige, so Süsskind, dass sich der gewalttätige Antisemitismus »wie ein roter Faden« durch das vergangene Vierteljahrhundert zieht. ja
Die Studie ist zu beziehen über: Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V., Postfach 04 02 07, 10061 Berlin