Ein antisemitischer Terroranschlag ausgerechnet am Versöhnungstag – das hat unsere Gemeinschaft zutiefst erschüttert. Die Jüdische Gemeinde Halle war dem Schrecken direkt ausgesetzt. Wie durch ein Wunder ist der Täter an der Eingangstür gescheitert, sodass es nicht zu noch Schlimmerem gekommen ist. Doch zwei Menschen wurden von dem Mann kaltblütig erschossen. Mehrere sind verletzt. Dieser Anschlag vom 9. Oktober wird uns noch lange bewegen. Der Opfer werden wir stets gedenken.
Die Brutalität des Angriffs übersteigt alles bisher Dagewesene der vergangenen Jahre und ist für Juden in Deutschland ein tiefer Schock. Die menschenverachtende Tat hat auf grausame Weise alle Warnungen vor einem wachsenden und zunehmend gewaltbereiten Rechtsextremismus bestätigt.
unterstützung Der Zentralrat der Juden hat auf diese gefährliche gesellschaftliche Entwicklung immer wieder hingewiesen und entsprechenden Schutz der jüdischen Einrichtungen gefordert. In allen Bundesländern soll dieser Schutz jetzt erhöht werden. Das ist sehr zu begrüßen. Der Schritt hätte jedoch schon viel früher erfolgen müssen. Daneben brauchen auch unsere Gemeinden Unterstützung der Länder, um ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken zu können.
Mit der Festnahme des Täters ist der Fall mitnichten erledigt. Sein Umfeld muss gründlich überprüft werden. Auch wenn er den Anschlag als Einzeltäter verübt haben sollte, muss gewissenhaft untersucht werden, ob ein rechtsextremes Netzwerk hinter ihm steht oder in welchen Kreisen er sich bewegt hat. Ein weiteres NSU-Desaster darf es nicht geben!
Auch wenn das Attentat von Halle in der jüdischen Gemeinschaft für tiefe Beunruhigung gesorgt hat, lassen wir uns dadurch nicht einschüchtern und werden weiterhin unsere Synagogen und Gemeinden aufsuchen. Der Staat steht dabei in der Pflicht, unsere Sicherheit zu gewährleisten. Deutschland ist unser Zuhause. Und das werden wir uns nicht kaputt machen lassen!
Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.