Parteien

Der heimliche Sieger

Björn Höcke (M.) Foto: imago images/Karina Hessland

Der Thüringer AfD-Chef und Partei-Rechtsaußen Björn Höcke wird nach Einschätzung von Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) auch nach der Macht in der Bundes-AfD greifen. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er die Partei völlig dominiert. Dann wird er nach dem Vorsitz greifen«, sagte Maier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Maier sprach von einem parteiinternen »Umsturz auf Raten«. In Thüringen sei der Prozess bereits abgeschlossen. »Die AfD ist hier eine eindeutig rechtsextremistische Höckepartei.« Auch Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang stuft Höcke als Rechtsextremisten ein.

Die AfD hatte bei einem Parteitag am Wochenende in Riesa eine neue Führung gewählt: Der 14-köpfige Bundesvorstand wird nun von Tino Chrupalla und Alice Weidel als Doppelspitze geführt. Von den Kandidaten, die sich das gemäßigte Lager gewünscht hatte, schaffte es niemand in das Führungsgremium. Dafür ist die zu Höckes Unterstützern zählende Bundestagsabgeordnete Christina Baum nun neu dort vertreten.

Schnell wurden in Riesa die Grenzen der Macht von Weidel und Chrupalla sichtbar: Initiativen, an denen Höcke beteiligt war, bekamen Mehrheiten oder waren so umstritten, dass sie nicht abschließend behandelt wurden. Höcke trat beim Parteitag auch immer wieder ans Rednerpult. Nach Ansicht des Thüringer Innenministers hat er bei dem Treffen die AfD-Chefs mit seinen Anträgen vor sich hergetrieben.

Der Parteitag war am Sonntag in einem turbulenten Streit über eine Resolution zur Außen- und Europapolitik auseinandergegangen - auch für diese hatte sich Höcke eingesetzt. Darin wird unter anderem eine »einvernehmliche Auflösung der EU« gefordert. Kritiker bemängelten beim Punkt Russland, dass nicht von Krieg, sondern »völlig verharmlosend« von Ukraine-Konflikt gesprochen werde. Weidel und Chrupalla konnten eine Abstimmung über die Resolution nur mit Mühe und Not verhindern. Der Parteitag wurde beendet, das Thema vertagt.

»Der neue Bundesvorstand wurde schnell mit der Realität konfrontiert und steht vor derselben Aufgabe wie der alte: Radikalisierung und Chaotisierung zu verhindern. Die Kräfte, die das betreiben, dürfen nicht die Oberhand bekommen«, sagte die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, bis zum Parteitag auch stellvertretende Parteichefin, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Joachim Paul, Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz und seit Riesa ebenfalls nicht mehr im AfD-Bundesvorstand, sagte der dpa, Skeptiker, Kritiker und Anhänger Höckes seien sich darin einig, dass sein Einfluss nochmals gewachsen sei. »Die Westverbände präsentierten sich grösstenteils wieder einmal unsortiert und überfordert, sich gemäß ihrer Interessen inhaltlich und personell erfolgreich einzubringen.« Die Frage sei, wie Höcke mit dem gewachsenen Einfluss mittel- und langfristig umgehe.

Ein paar Antworten gab es direkt und indirekt bereits beim Parteitag. Höcke setzte sich für eine Änderung der Parteisatzung ein, wonach die AfD künftig auch von einer Einzelspitze geführt werden kann. Der Antrag hatte Erfolg. Er plädierte dann aber auch dafür, es zunächst aber noch bei der Doppelspitze zu belassen und erst »beim nächsten Mal« eine Einzelspitze zu bestimmen. Das aktuelle Führungsduo Weidel/Chrupalla ist für zwei Jahre gewählt.

Die Frage, ob er manchmal über den Parteivorsitz nachdenke, bejahte der Thüringer AfD-Chef am Rande des Treffens, warf den Medien aber vor, aus ihm »den Teufel der Nation« gemacht zu haben. »Wenn ich jetzt an die Spitze treten würde, würde ich die Partei in gewisser Weise auch spalten. Und das möchte ich nicht.« Vielleicht sei es in ein paar Jahren soweit. »Bis dahin bin ich in Thüringen gut aufgehoben.« dpa

Washington D.C.

Trump-Berater: Hamas darf keine Rolle in Gaza spielen

Als Sicherheitsberater stand Mike Waltz früh für Trumps neue Regierung fest. In einem Podcast skizziert er schon einmal die Stoßrichtung der USA in Bezug auf die Lage in Nahost

 15.01.2025

Meinung

98-mal Hoffnung

Melody Sucharewicz sieht die Hamas entschieden geschwächt und bangt mit ganz Israel um die Geiseln in Gaza

von Melody Sucharewicz  15.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025