Fünf Bundeswehrmusiker in weißer Gala-Uniform spielen statt Marschmusik und Tschingderassabum Good News und weitere Jazz-Klassiker. Zwei Außenminister weichen vom vorbereiteten Redemanuskript ab, um von einer gemeinsamen Tour in Jeans und offenem Hemd durchs abendliche Tel Aviv zu schwärmen. Sie nennen sich übrigens beim Vornamen: Guido und Avigdor.
Auch zahlreiche Gäste – unter ihnen Verlegerin Friede Springer, Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, Ida Bubis, die Witwe des früheren Zentralratspräsidenten Ignatz Bubis, Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Filmproduzent Artur Brauner und Zentralratsgeneralsekretär Stephan J. Kramer – begrüßen sich wie gute alte Freunde. Die Feierstunde zum 100. Geburtstag Axel Springers, zu der die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) geladen hatte, wirkt fast schon familiär.
Im Mittelpunkt steht an diesem Montagabend im Allianz-Forum am Pariser Platz in Berlin der Verleger, der sich die deutsch-israelische Freundschaft zur Lebensaufgabe gemacht hatte. »Die Verständigung und Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel war für ihn keine routinierte Floskel, sondern ein ernst gemeintes Bekenntnis«, sagt DIG-Präsident Reinhold Robbe.
haltung Zu dieser Haltung stehe der Verlag auch weiterhin, versichert der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner. »Das Existenzrecht Israels und die Bekämpfung jeglicher Form von Antisemitismus ist auch heute noch bei uns unverhandelbar.«
Guido Westerwelle betont, dass sich Axel Springer wie kaum ein anderer für die deutsch-israelischen Beziehungen engagiert habe. »Die deutsch-jüdische Aussöhnung und die Mitgestaltung der damals noch jungen Beziehungen unserer beiden Länder waren für ihn ein ganz persönliches Anliegen«, so der Bundesaußenminister.
hass Westerwelle nimmt auch Bezug auf die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten und macht sein Verständnis dafür klar, dass Israel sich durch verschiedene Nachbarn in der Region und vor allem durch das derzeitige Atomprogramm des Iran bedroht fühlt. Die Bundesrepublik stehe fest an der Seite Israels, versichert er: »Deutschlands historische Verantwortung hat kein Verfallsdatum. Wir werden nicht zusehen, wenn Israel bedroht und sein Existenzrecht infrage gestellt wird.«
Der Hass auf den Judenstaat sei auch Hass auf alles, was mit Freiheit zusammenhänge, bekräftigt Avigdor Lieberman. Es gehe um Freiheit und Gerechtigkeit. Wenige haben ihre Stimme so mutig, dauerhaft und prinzipientreu für diese Werte erhoben wie Axel Springer. Der israelische Außenminister dankte Friede Springer, dass sie das Werk ihres Mannes im Sinne der freien Meinungsäußerung und des internationalen Dialogs fortsetzt.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht über die DIG-Veranstaltung am Donnerstag in der Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.