Bildungsstätte Anne Frank

Demokratie-TÜV für Stiftungen gefordert

Meron Mendel Foto: privat

Die Bildungsstätte Anne Frank warnt davor, dass die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) nach der Bundestagswahl im Herbst Millionen Euro an Steuergeld erhalten könnte. »Es wäre ein Paradox, wenn der Staat, der gerade so viel tut, um die Demokratie zu stärken, eine Stiftung unterstützen würde, die die Demokratie gefährdet«, sagte der Direktor der Bildungsstätte, Meron Mendel, am Mittwoch in Frankfurt am Main.

GEFLECHT Die DES bewege sich »in einem rechtsbraunen Geflecht«. Deshalb habe die Bildungsstätte einen Gesetzesvorschlag beauftragt, um »eine Art TÜV für Stiftungen einzuführen, die Steuergeld bekommen«.

Der langjährige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, der den Gesetzvorschlag erarbeitet hat, erklärte, politische Stiftungen seien in der Nachkriegszeit gegründet worden, um aus der Erfahrung des Scheiterns der Weimarer Republik politische Bildung für die Demokratie zu leisten.

Der Vorschlag unter dem Titel »Wehrhafte Demokratie« lege demgemäß fest, dass politische Stiftungen sich an dem Ziel messen lassen müssen, »die Grundlagen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (FDGO) in der Gesellschaft zu verankern und zu stärken«. Beck fasste zusammen: »Man darf nicht Demokratiefeinde mit der Förderung der Demokratie beauftragen.«

REGISTER Konkret solle ein Register für politische Stiftungen dauerhaft im Bundestag vertretener Parteien eingeführt werden, sagte Beck. Dort dürften nur Stiftungen aufgenommen werden, die die FDGO aktiv unterstützten. Nur sie dürften staatlich gefördert werden. Über die Aufnahme solle das Bundesverwaltungsamt entscheiden.

Gegen eine Ablehnung solle vor Verwaltungsgerichten und dem Bundesverfassungsgericht geklagt werden können. Bei der Formulierung habe er sich an der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten NPD-Verbotsverfahren orientiert, erklärte Beck.

MAßSTAB Der Göttinger Professor für Öffentliches Recht Hans Michael Heinig begrüßte den Vorschlag, politische Stiftungen gesetzlich zu regeln. Er lobte den Entwurf von Beck, »demokratische Bildungsarbeit als Teil einer robusten, wehrhaften Demokratie« zu begreifen. Insbesondere hob er die rechtliche Unterscheidung zwischen politischen Stiftungen und Parteien hervor. Es sei begrüßenswert, für Stiftungen die Erfüllung ihrer Funktion der demokratischen Bildungsarbeit zum Maßstab zu machen.

Beck sagte, er hoffe, dass alle Fraktionen im Bundestag neben der AfD sich den Gesetzvorschlag zu eigen machten. Ausreichend sei eine Mehrheit. Er habe bereits Gespräche mit Vertretern von Regierungskoalition und Opposition im Bundestag geführt. Ob und wann die Initiative aufgegriffen werde, sei noch offen. epd

Magdeburg

Sachsen-Anhalt setzt Förderung jüdischer Einrichtungen fort

Die Projektauswahl wird vom Beirat für jüdisches Leben begleitet

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Porträt

Wer ist der Mann, der Assad gestürzt hat?

Abu Mohammed al-Golani hat sich oft gewandelt. Der Anführer des Aufstandes, der der jahrzehntelangen Diktatur der Familie Assad in Syrien binnen Tagen ein Ende setzte, hat jahrelang an seinem Image gearbeitet

von Kareem Chehayeb  10.12.2024

Jubiläum

100 Jahre Wohlfahrtsverbände - Politik lobt unverzichtbare Arbeit

Bundespräsident Steinmeier betonte, mit ihrer Arbeit und ihrer Solidarität stärkten die Wohlfahrtsverbände wie die ZWST auch die Demokratie

von Birgit Wilke  10.12.2024

Brandenburg

Holocaust-Gedenken soll ohne AfD stattfinden

Führende AfD-Vertreter hätten die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und die Ausrichtung der gegenwärtigen Erinnerungskultur massiv infrage gestellt

 10.12.2024

Meinung

Der Papst und sein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde

Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen

von Maria Ossowski  10.12.2024