Der Mann war für den israelischen Geheimdienst Schin Beth eine wertvolle Quelle. »Grüner Prinz« lautete der Deckname von Mosab Hassan Jussuf. Seit 1997 arbeitete der Sohn von Hassan Jussuf, einem der Gründer der Hamas, als Informant. Damals saß der heute 32-Jährige noch in israelischer Haft. »Im Gefängnis in Jerusalem folterten mich Agenten, ich wurde geschlagen, meine Hände schmerzhaft gefesselt«, berichtet Mosab. Als ein Mitarbeiter des Schin Beth versuchte, ihn zu rekrutieren, dachte er anfangs nur an Rache: »Ich wollte ein Doppelagent werden, den Schin Bet ausspionieren und mein Wissen gegen die Israelis einsetzen.«
KONVERSION Während seiner Inhaftierung kam der Wandel. »Ich sah mit eigenen Augen, wie Häftlinge von Hamasführern gefoltert wurden, die heute jeden Tag im Fernsehen sprechen«, sagt Mosab. »Sie drückten Zigaretten auf ihren Opfern aus.« Als Mosab nach 16 Monaten entlassen wurde, war er beeindruckt von den Forderungen seines israelischen Kontaktmanns: »Er verlangte, dass ich ein anständiger Mann bleibe. Ich sollte immer pünktlich beten, meinem Vater gehorchen, eine anständige Arbeit finden, nicht mit Frauen herummachen.« Ein zufälliges Treffen mit einem britischen Geistlichen hatte Mosab das Christentum nah gebracht: »Besonders faszinierte mich die Idee, dass man seinen Feind lieben soll.« Mit seiner Konversion und seiner Flucht in die USA hatte er schon vor drei Jahren seine Landsleute schockiert. In den Augen vieler Muslime ist das eine Todsünde, für Mosabs Familie eine kaum überwindbare Schande.
Nun sind Mosabs Erinnerungen, der sich mittlerweile Joseph nennt, in den USA erschienen: Son of Hamas, »Sohn der Hamas«. Schon vorab packte er in der Zeitung Haaretz aus. Schin Beth war mit dem »Grünen Prinzen« sehr zufrieden. »Ohne seine Hilfe wäre es uns kaum gelungen, die Terrorzellen der Hamas in der zweiten Intifada zu zerschlagen«, sagt ein hochrangiger Insider des Geheimdienstes. Damit Mosab nicht aufflog, inszenierte man immer wieder Verfolgungsjagden. Das schützte ihn in der Hamas vor Verdacht.
RESPEKT Geld hat Mosab nach eigenen Angaben in seiner ganzen Dienstzeit nie verlangt, er handelte, wie er behauptet, aus christlicher Nächstenliebe. »Ein Zeichen des Friedens« habe er senden wollen, aber nun ist er vor allem über die Führung seines eigenen Volkes empört: »Wir Palästinenser sind gute Menschen, aber unsere Führung lügt uns an. Die Hamas tötet ständig Palästinenser. Sie haben keine Probleme damit, jemanden in einer Moschee zu töten oder von einem Hochhaus zu werfen.« Zivilisten würden missbraucht: »Die Hamas nutzt das Leid der Menschen, von Kindern, um ihre politischen Ziele zu erreichen.« Für seinen ehemaligen Erzfeind findet der Sohn des Hamasführers hingegen warme Worte: »Ich respektiere und schätze Israel. Ich weiß genau, die Israelis sorgen sich mehr um die Palästinenser als die Fatah oder die Hamas«, sagt Mosab.