Beschneidung

»Debatte unnötig belastet«

Strafbar? Brit Mila im Familienkreis Foto: Rafael Herlich

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Wortmeldungen des israelischen Innenministers Eli Yishai und des israelischen Oberrabbiners Yona Metzger zur Beschneidungsdebatte in der Bundesrepublik scharf kritisiert. In einem an den Botschafter Israels, Yakov Hadas-Handelsman, gerichteten Brief haben Zentralratspräsident Dieter Graumann und Vizepräsident Josef Schuster ihr Befremden ausgedrückt: Die Wortmeldungen seien »wenig hilfreich« gewesen. »Sie haben beide die Debatte unnötig belastet und zu weiterer Verunsicherung beigetragen«, heißt es in dem Schreiben.

Yishai hatte die Bundeskanzlerin in einem Brief aufgefordert, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. Juden in Deutschland dürften nicht gezwungen werden, sich zwischen der Einhaltung nationaler oder göttlicher Gesetze entscheiden zu müssen. Oberrabbiner Metzger hatte bei seinem Berlin-Besuch in der vergangenen Woche den hohen Stellenwert der Beschneidung im jüdischen Glauben hervorgehoben. Zugleich hatte er sich gegen eine weitergehende Betäubung der Säuglinge ausgesprochen und angeregt, dass hier praktizierende jüdische Beschneider eine ärztlich anerkannte medizinische Fortbildung erhalten könnten.

Die Einlassungen des Oberrabbiners habe man »mit einigem Befremden und Unbehagen« zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Schreiben des Zentralrats an den israelischen Botschafter: »Dies ist ein beispielloser Akt der Einmischung in die religiösen und politischen Angelegenheiten einer eigenständigen jüdischen Gemeinschaft außerhalb Israels.«

Allgemeine RabbinerKonferenz Auch Rabbiner Henry Brandt, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, kritisiert Oberrabbiner Metzger. »Was aus Israel zu hören ist«, so Brandt gegenüber der Jüdischen Allgemeinen, »ist nicht immer hilfreich«. Metzger gaukele eine Autorität vor, die er nicht habe. »Er ist Oberrabbiner in Israel, das ist aller Ehren wert. Aber er ist nicht Oberrabbiner von Deutschland. Wir haben hier ein intaktes Rabbinat, orthodox und allgemein. Da brauchen wir keine Querschüsse aus Israel.«

Ausbildung Unterdessen hat der Zentralrat der Juden angekündigt, die Ausbildung jüdischer Beschneider in eine organisatorische Form zu bringen. Dazu werden Gespräche mit dem Rabbinerseminar zu Berlin und dem Abraham Geiger Kolleg geführt. Ziel sei es, die Ausbildung von Mohelim »unter dem Dach der Rabbinerausbildungsstätten in Deutschland« zu institutionalisieren. Dies erklärte der Vizepräsident und Kultusdezernent des Zentralrats, Josef Schuster. Zu den Gesprächen sind Rabbiner Joshua Spinner (Rabbinerseminar) und Rabbiner Walter Homolka (Geiger Kolleg) eingeladen.

Schuster betonte, dass die aktuelle Beschneidungsdebatte die Notwendigkeit gezeigt habe, dass die Ausbildung auch künftig einheitliche religiöse und medizinische Standards garantieren müsse. Hierfür seien die Rabbinerausbildungsstätten hervorragend geeignet, so Schuster. Man hoffe, in Kürze erste Ergebnisse der Gespräche präsentieren zu können. (mit ddk)

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Berlin

Eklat um Getränk mit gehäckselter Wassermelone

Beim Israeltag wirbt das Restaurant »Feinberg’s« unter dem Titel »Watermelon meets Zion« mit dem Getränk. Das sorgt für Kritik

 28.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  27.04.2025

Niedersachsen

Gedenkfeier erinnert an Befreiung von Bergen-Belsen vor 80 Jahren

In dem KZ der Nazis kamen mehr als 52.000 Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene um. Am Sonntag wurde der Befreiung des Lagers gedacht

 27.04.2025

Bayern

Söder: Im KZ-Flossenbürg gab es weder Gott noch Menschlichkeit

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Flossenbürg befreit. Bei einer Gedenkfeier mahnte der bayerische Ministerpräsident, dass alle im Kampf gegen Antisemitismus gefragt seien

 27.04.2025

Berlin

Karin Prien soll Bundesministerin werden

Sie wäre das erste weibliche Kabinettsmitglied mit jüdischem Familienhintergrund

 28.04.2025 Aktualisiert

PLO

Neuer starker Mann im Westjordanland?

Hussein al-Scheich bekleidet das neugeschaffene Amt des Stellvertreters von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas – und ist damit dessen potenzieller Nachfolger

 27.04.2025

Rom

Abschied von Papst Franziskus

Der Beerdigung des gebürtigen Argentiniers wohnten Hunderttausende Menschen bei, darunter Staatsgäste aus aller Welt. Aus Israel waren jedoch keine Spitzenpolitiker angereist

 26.04.2025