Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Wortmeldungen des israelischen Innenministers Eli Yishai und des israelischen Oberrabbiners Yona Metzger zur Beschneidungsdebatte in der Bundesrepublik scharf kritisiert. In einem an den Botschafter Israels, Yakov Hadas-Handelsman, gerichteten Brief haben Zentralratspräsident Dieter Graumann und Vizepräsident Josef Schuster ihr Befremden ausgedrückt: Die Wortmeldungen seien »wenig hilfreich« gewesen. »Sie haben beide die Debatte unnötig belastet und zu weiterer Verunsicherung beigetragen«, heißt es in dem Schreiben.
Yishai hatte die Bundeskanzlerin in einem Brief aufgefordert, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. Juden in Deutschland dürften nicht gezwungen werden, sich zwischen der Einhaltung nationaler oder göttlicher Gesetze entscheiden zu müssen. Oberrabbiner Metzger hatte bei seinem Berlin-Besuch in der vergangenen Woche den hohen Stellenwert der Beschneidung im jüdischen Glauben hervorgehoben. Zugleich hatte er sich gegen eine weitergehende Betäubung der Säuglinge ausgesprochen und angeregt, dass hier praktizierende jüdische Beschneider eine ärztlich anerkannte medizinische Fortbildung erhalten könnten.
Die Einlassungen des Oberrabbiners habe man »mit einigem Befremden und Unbehagen« zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Schreiben des Zentralrats an den israelischen Botschafter: »Dies ist ein beispielloser Akt der Einmischung in die religiösen und politischen Angelegenheiten einer eigenständigen jüdischen Gemeinschaft außerhalb Israels.«
Allgemeine RabbinerKonferenz Auch Rabbiner Henry Brandt, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, kritisiert Oberrabbiner Metzger. »Was aus Israel zu hören ist«, so Brandt gegenüber der Jüdischen Allgemeinen, »ist nicht immer hilfreich«. Metzger gaukele eine Autorität vor, die er nicht habe. »Er ist Oberrabbiner in Israel, das ist aller Ehren wert. Aber er ist nicht Oberrabbiner von Deutschland. Wir haben hier ein intaktes Rabbinat, orthodox und allgemein. Da brauchen wir keine Querschüsse aus Israel.«
Ausbildung Unterdessen hat der Zentralrat der Juden angekündigt, die Ausbildung jüdischer Beschneider in eine organisatorische Form zu bringen. Dazu werden Gespräche mit dem Rabbinerseminar zu Berlin und dem Abraham Geiger Kolleg geführt. Ziel sei es, die Ausbildung von Mohelim »unter dem Dach der Rabbinerausbildungsstätten in Deutschland« zu institutionalisieren. Dies erklärte der Vizepräsident und Kultusdezernent des Zentralrats, Josef Schuster. Zu den Gesprächen sind Rabbiner Joshua Spinner (Rabbinerseminar) und Rabbiner Walter Homolka (Geiger Kolleg) eingeladen.
Schuster betonte, dass die aktuelle Beschneidungsdebatte die Notwendigkeit gezeigt habe, dass die Ausbildung auch künftig einheitliche religiöse und medizinische Standards garantieren müsse. Hierfür seien die Rabbinerausbildungsstätten hervorragend geeignet, so Schuster. Man hoffe, in Kürze erste Ergebnisse der Gespräche präsentieren zu können. (mit ddk)