Soziale Medien

»Das wird diese Bundesregierung so nicht hinnehmen«

Bei Verschwörungstheoretikern beliebt: der Messengerdienst Telegram Foto: imago images/imagebroker

Die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ein härteres Vorgehen gegen Hetze und Gewaltaufrufe beim Messengerdienst Telegram angekündigt. »Gegen Hetze, Gewalt und Hass im Netz müssen wir entschlossener vorgehen«, sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Das Bundesamt für Justiz habe gegen Telegram zwei Verfahren wegen Verstoßes gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz angestoßen, auf die Telegram nicht reagiert habe. »Das wird diese Bundesregierung so nicht hinnehmen«, betonte die SPD-Politikerin. Zu welchen Instrumenten sie gegen den bei Verschwörungstheoretikern beliebten Dienst greifen kann, blieb aber am Montag offen.

REGELN Mit Telegram könne man inzwischen Nachrichten in öffentlichen Gruppen mit bis zu 200.000 Mitgliedern veröffentlichen, erklärte Faeser: »Öffentliche Kanäle können von einer unbegrenzten Anzahl an Personen abonniert werden.« Diese offenen Kanäle unterlägen bereits heute den gleichen Regeln des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes wie etwa Facebook oder Twitter.

»Das bedeutet, dass offensichtlich strafbare Inhalte innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden müssen, rechtswidrige Inhalte innerhalb von sieben Tagen«, erläuterte die SPD-Politikerin. Zudem gelte für die öffentlichen Kanäle die Meldepflicht an das Bundeskriminalamt.

Auch das Bundesjustizministerium vertritt nach Angaben einer Sprecherin den Standpunkt, dass die öffentlichen Gruppen bei Telegram unter das Netzwerkdurchsetzungsgesetz fallen. Die Innenminister der Länder hatten daran Zweifel geäußert und die Bundesregierung kürzlich zur Prüfung und gegebenenfalls Klarstellung aufgefordert, dass Telegram auch ein soziales Netzwerk im Sinne des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes ist.

VERFAHREN Die Sprecherin von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) verwies zudem auf die beiden Bußgeldverfahren, die die vorherige Bundesregierung bereits im Mai gegen den in Dubai ansässigen Dienst auf den Weg gebracht hatte. Darin geht es jeweils um das Fehlen eines einfachen Meldewegs für strafrechtlich relevante Inhalte und eines Zustellungsbevollmächtigten in Deutschland.

Beides schreibt das Netzwerkdurchsetzungsgesetz vor. Beide Verfahren befänden sich in der Anhörung, sagte die Sprecherin und räumte ein, dass dies bei einem Unternehmen in Dubai lange Zeit in Anspruch nehmen könne.

Welche Regulierungs- und Sanktionsmöglichkeiten bleiben, wenn Telegram nicht auf die gesetzlich festgelegten Bedingungen in Deutschland eingeht, blieb offen. Es sei nicht so, dass fertige Maßnahmenpläne auf dem Tisch lägen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Steve Alter.

Ministerin Faeser will sich nach seinen Worten am Dienstag mit den Chefs der Sicherheitsbehörden treffen, um sich über deren Einschätzung der Szene der Corona-Leugner informieren zu lassen. Über das Thema Telegram soll es innerhalb der Bundesregierung weitere Gespräche geben. epd

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert