Auschwitz-Komitee

»Das Schweigen ist so bitter für die Angehörigen der Opfer«

Davidstern an der KZ-Gedenkstätte Dachau Foto: dpa

Im Prozess um die Massentötungen im Konzentrationslager Sachsenhausen hat sich der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, nach dem Ende des ersten Verhandlungstages enttäuscht über das Schweigen des Angeklagten gezeigt. »Der Angeklagte hat während der Anklageverlesung keinerlei Emotionen gezeigt«, sagte Heubner am Donnerstag in Brandenburg/Havel.

Und weiter: »Nun hoffen wir, wenn Angehörige hier aussagen über die Ermordung ihrer Väter in Sachsenhausen - dass diese Emotion vielleicht den Hintergrund des Angeklagten erreicht und dass er Bereitschaft zeigt, um Worte zu finden, eine menschliche Brücke herzustellen zwischen seiner Geschichte und dem Leiden der Anderen.«

Es gebe nur ganz wenige Ausnahmen von SS-Leuten, die gesprochen haben, berichtete Heubner. Die übergroße Mehrheit habe ihr Leben lang geschwiegen und sich in der Normalität ihres Lebens eingerichtet. »Für die Überlebenden ist das eine weitere Zurückweisung, das ist wie im Lager: Man war Ungeziefer, man war irgendwo da unten, man wurde einfach angebrüllt«, erklärte Heubner. Dies sei für die Überlebenden und Angehörigen, die als Zeugen zum Prozess angereist seien, bitter. »Da sitzt ein alter Mann, der doch recht kräftig ist und sagt: »Ich habe mich entschieden zu schweigen«.«

Daher sei ein Urteil in dem Prozess für die Angehörigen ungemein wichtig, betonte Heubner. »Sie wollen nicht unbedingt, dass der Angeklagte hinterher im Gefängnis sitzt oder irgendwie leidet , aber dass er vor einem deutschen Gericht gestanden hat und ein Urteil ergangen ist, das auch ein Urteil im Namen der vielen Ermordeten ist, die alle hier mit sitzen - das ist ihnen eminent wichtig.«

Der angeklagte 100 Jahre alte Mann soll als Wachmann der SS zwischen 1942 und 1945 im Wachdienst des KZ Sachsenhausen nahe Berlin tätig gewesen sein. In der Anklage geht es um Beihilfe zum Mord in mindestens 3518 Fällen. Zu den Vorwürfen wolle er sich nicht äußern, hatte sein Verteidiger mitgeteilt. dpa/ja

Nahost

EU startet Einsatz von Grenzschützern in Rafah

Die Wiedereröffnung des Grenzübergangs nach Gaza gilt als eine Voraussetzung dafür, dass das durch den Krieg der Hamas verursachte Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gelindert werden kann. Jetzt sind EU-Experten vor Ort

 31.01.2025

Berlin

Kränze am Holocaust-Mahnmal zerpflückt und Zeugen angegriffen

Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts ermittelt

 31.01.2025

Berlin

Wolffsohn: »Wechselnde Mehrheiten für wechselnde Themen«

Der Historiker verteidigt das Vorgehen der CDU im Bundestag. Er hofft auf ein »Zurückschrumpfen« der Rechtsextremen im Parlament

 31.01.2025

Berlin

Bundestag entscheidet über Migrationsgesetz - Nur mit der AfD?

Die Union will am Freitag ihr sogenanntes Zustrombegrenzungsgesetz zur Abstimmung bringen. Es könnte erneut zu einer Mehrheit mithilfe der AfD kommen

 31.01.2025

Interview

»Niemand soll jetzt die Hände in Unschuld waschen«

Michel Friedman über seinen Austritt aus der CDU, die Debatte um Friedrich Merz und die Bedeutung von Glaubwürdigkeit in der Politik

von Michael Thaidigsmann  30.01.2025

Frankfurt am Main

»Antisemitische Reaktion« im Studio des Hessischen Rundfunks

Die deutsch-israelische Informatikexpertin Haya Schulmann erhebt schwere Vorwürfe gegen eine Moderatorin und die Redaktion des Hessischen Rundfunks

von Imanuel Marcus  30.01.2025 Aktualisiert

Frankfurt

»Unentschuldbares Machtspiel«: Michel Friedman tritt aus CDU aus

Friedrich Merz habe mit der Abstimmung im Bundestag die »Büchse der Pandora« geöffnet, so der Publizist

 30.01.2025

Geiselabkommen

Sorge um das Schicksal der verbliebenen deutschen Geiseln

Tut die Bundesregierung genug für ihre verschleppten Staatsbürger in Gaza? Kritiker haben daran Zweifel

von Detlef David Kauschke  30.01.2025

Studie

Wann war die AfD bei Abstimmungen wichtig?

Die AfD hat im Bundestag für eine Mehrheit des Unionsantrags für schärfere Migrationspolitik gesorgt. Es ist nicht das erste Mal, dass sie Mehrheiten beschafft

 30.01.2025