Es nähern sich die Hohen Feiertage, und da freut sich normalerweise das rabbinische Herz: Es strömen Menschen zur Synagoge, und man trifft so manche Gemeindemitglieder, die man während des Jahres im besten Fall per Zoom gesehen hat. Doch in Pandemie-Zeiten mischt sich zur Freude auch Sorge: Wie gewährleisten wir den Betern sicheres Kommen, ohne dass sie sich dabei infizieren oder gar in Quarantäne müssen? Wie schaffen wir den Spagat zwischen möglichst vielen Plätzen für Beter und einem Konzept, das Gesundheit für alle am besten garantiert?
Diese Frage wurde auch in meinen Gemeinden eingehend diskutiert, und die Vorstände sowohl in der Jüdischen Gemeinde Halle als auch in der Jüdischen Gemeinde Dessau haben entschieden, dass nur genesene, vollständig geimpfte oder frisch getestete Personen zu den G’ttesdiensten zugelassen werden.
Das klingt nach einer guten Lösung, zumindest für die Hohen Feiertage. Aber wie geht es danach weiter? Ab dem 11. Oktober werden Corona-Tests nicht mehr kostenlos sein und je nach Ort ziemlich empfindlich zu Buche schlagen. Für Nichtgeimpfte können Synagogenbesuche dann recht teuer werden.
RAMBAM Die beste Lösung wäre deshalb, sich impfen zu lassen, anstatt viel Zeit und Geld für ständiges Testen zu verlieren. Unsere Weisen – wie der Arzt und große Rabbiner Rambam in seinem halachischen Werk Mischne Tora – haben immer betont, wie wichtig die Gesundheit ist. Denn sogar für das Beten an den heiligen Tagen hat man keine Kraft und keine Konzentration, wenn man, chas veschalom, krank ist.
Unsere Weisen haben immer betont, wie wichtig die Gesundheit ist.
Natürlich gibt es auch in meinen Gemeinden Menschen, die bezüglich der Impfung gegen Covid-19 misstrauisch sind. Sogar, wenn sie einverstanden sind, dass diese Impfung die aktuelle Pandemie einzudämmen hilft – gerade Israel hat das eindrucksvoll bewiesen –, fragen sie: Was, wenn sich die Impfstoffe später als schädlich erweisen?
Darauf antwortet König David in seinen Psalmen (116,6): »Der Herr behütet die Einfältigen.« Sprich: Man soll das machen, was jetzt richtig ist, ohne sich ständig Sorgen zu machen »was wenn«. Und auch wenn es theoretisch problematisch sein könnte, wird G’tt uns vor diesen Problemen schon behüten. Und in Verdienst dieser Bemühungen wird uns G’tt im neuen Jahr mit Gesundheit, Parnassa und mit allem, was wir uns wünschen, segnen!
Der Autor ist Gemeinderabbiner in Halle (Saale) und Dessau.