Interview

»Danke, Werder Bremen!«

Hanoch Chen über den ersten Werder-Bremen-Fanclub in Israel

von Martin Krauß  03.02.2024 21:22 Uhr

Hanoch Chen Foto: privat

Hanoch Chen über den ersten Werder-Bremen-Fanclub in Israel

von Martin Krauß  03.02.2024 21:22 Uhr

Herr Chen, Sie gehören zu den Gründern des ersten israelischen Fußball-Fanclubs für Werder Bremen. Wie kam es zu der Gründung?
Wir Bremen-Fans waren in Israel immer eine kleine Community. Unsere Facebook-Gruppe hatte 50 bis 60 Follower. Aber nach dem 7. Oktober 2023 ging die Zahl auf 600 hoch. Das liegt daran, dass sich der Verein und seine Fans sehr solidarisch mit Israel und den Opfern des Hamas-Angriffs gezeigt haben.

Ein israelischer Werder-Fan, Hersh Goldberg-Polin, gehört zu den Geiseln der Hamas. Für seine Freilassung haben die Bremer Fans im Stadion in Deutschland demonstriert …
Ja. Viele Israelis haben das mitbekommen. Dafür wollten wir Danke sagen. Zunächst haben wir Briefe an den Verein und die Fanorganisationen geschrieben, die ein befreundeter Sportjournalist zustellte. Der brachte uns dann auf die Idee, ganz formell einen Fanclub zu gründen. Das haben wir dann auch sofort gemacht.

Worin bestehen die Aktivitäten des Clubs?
Wir hatten gerade eine sehr erfolgreiche Lesung. Ansonsten schauen wir zusammen Spiele und überlegen, Aufkleber drucken zu lassen. Sehr gern würden wir auch gemeinsam als Fanclub nach Bremen reisen.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein?
Schon mehr als 160. Ich weiß allerdings nicht, ob das alles durch und durch Werder-Fans sind. Ein Supporter vom AFC Sunderland kam beispielsweise zu uns. Der war vor allem enttäuscht, dass nach dem 7. Oktober von seinem Verein keine Geste der Solidarität kam. So geht es wohl vielen.

Sie selbst sind eingefleischter Werder-Fan. Wie wird man das in Israel?
Als Teenager hatte ich ein Team gesucht, das nicht so populär ist. Da, wo ich groß geworden bin, war es überhaupt nicht angesagt, ein deutsches Team zu unterstützen. Also habe ich mich in der Bundesliga umgeschaut. Das trifft aber nur auf mich zu, nicht auf die anderen Fans in unserem Club.

Und warum wurde es Werder?
Die haben damals einen attraktiven Fußball gespielt: in der Bundesliga und Champions League. Das hat mich beeindruckt.

Werder Bremen hatte mit Alfred Ries in den 20er-Jahren und nach 1945 einen jüdischen Präsidenten. Wie wichtig ist das?
Für mich kann ich sagen: Es ist nicht so wichtig, aber sehr interessant. Ich bin nicht Fan dieses Vereins wegen seiner Vergangenheit, sondern wegen seiner Gegenwart. Es sind die Werte des Fußballs, die ich unterstütze. Ich glaube, dass Fußball einen Anteil daran haben kann, eine bessere Welt zu gestalten. Und ich glaube, dass der Fußball den Fans gehören muss.

Mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Werder-Bremen-Fanclubs in Israel sprach Martin Krauß.

Washington D.C./Jerusalem

USA liefern Bomben nach Israel

Der Deal hat einen Wert von 680 Millionen Dollar (646 Mio. Euro).

 03.12.2024

Berlin

Bundestagsabgeordnete gründen Makkabi-Fanclub

Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung zur Fanclub-Gründung am Mittwochmorgen im Bundestag wird auch der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, erwartet

von Stefan Meetschen  03.12.2024

Leipzig

Nach Absage von Vortrag: Uni Leipzig betont Freiheit der Wissenschaft

Gleichzeitig wird die Universität von zahlreichen Organisationen kritisiert

 03.12.2024

Hanau/Frankfurt am Main

Kommt ein ehemaliger KZ-Wachmann (100) doch vor Gericht?

Gregor Formanek müsste sich wegen Beihilfe zum Mord in 3.300 Fällen verantworten

 03.12.2024

«eXit»

Antisemitismus: Dutzende Autoren verlassen das frühere Twitter

Der Kurznachrichtendienst sei »toxisch« geworden, heißt es in einem offenen Abschiedsbrief

 03.12.2024

Berlin

AfD will sich von »Junger Alternative« trennen

Eine neue Jugendorganisation soll die als rechtsextremistisch eingestufte, alte Gruppierung ablösen

 03.12.2024

Nahost

Trump fordert von Hamas Freilassung der Geiseln - und stellt ein Ultimatum

Gerade erst hat das israelische Militär den Tod einer weiteren Hamas-Geisel bekanntgegeben. Da greift der künftige US-Präsident Trump in die Tasten - und setzt der Terrororganisation eine Frist

von Julia Naue  02.12.2024

Meinung

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024

Essay

Frieden ist möglich

Als junger Mann war unser Gastautor Ahmad Mansour Islamist. Heute glaubt er an eine Aussöhnung in Nahost. Zugleich ist er überzeugt: Die Pro-Palästina-Bewegungen im Westen sind ein Hindernis auf dem Weg dorthin

von Ahmad Mansour  02.12.2024