Ein Flug von Israel in die russische Republik Dagestan musste heute von seinem geplanten Ziel in der Hauptstadt Machatschkala umgeleitet werden, nachdem pro-palästinensische Demonstranten den Flughafen gestürmt und versucht hatten, die ankommenden Israelis anzugreifen. Zahlreiche Menschen liefen auf das Flugfeld. Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen.
Das Flugzeug landete auf einem Ausweichflughafen, sah sich aber auch dort mit judenfeindlichen Ausschreitungen konfrontiert. Die Passagiere wurden angewiesen, im Flugzeug zu bleiben, und die Bereitschaftspolizei wurde zum Schutz der Passagiere vor Ort gerufen, heißt es in dem Bericht.
Filmaufnahmen zeigten, wie ein Mob durch ein Flughafenterminal randalierte, nachdem er von dem ankommenden Flug erfahren hatte.
Am Samstag umringte eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan, weil es das Gerücht gab, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht. Die staatliche Agentur Ria bestätigte diesen Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab.
In Naltschik wurden am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die Nachrichtenagentur Ria meldete. Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit judenfeindlichen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort »Tod den Juden«. In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.
Die Bevölkerung Dagestans ist mehrheitlich muslimisch. Nach Medienberichten bestand die Menge offenbar größtenteils aus palästinensischen Ausländern.
Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, rief die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen, die die Lage destabilisieren wollten. »Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen«, schrieb er auf Telegram. Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: »Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus.«
Das Büro des israelischen Premierministers Netanjahu erklärte, dass es von den russischen Strafverfolgungsbehörden erwarte, »dass die Sicherheit aller israelischen Bürger und Juden gewährleistet wird und mit Entschlossenheit gegen Randalierer und Hetzer vorgegangen wird. Israel nimmt Versuche, israelischen Bürgern und Juden zu schaden, sehr ernst«.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky zeigte sich entsetzt über die Szenen in Dagestan. »Dies ist kein isolierter Vorfall in Machatschkala, sondern Teil der in Russland weit verbreiteten Kultur des Hasses gegenüber anderen Nationen, die vom staatlichen Fernsehen, von Experten und Behörden propagiert wird«, so Selensky.
»Der russische Außenminister hat im letzten Jahr eine Reihe von antisemitischen Äußerungen gemacht. Auch der russische Präsident hat sich antisemitisch geäußert«, erklärte er.