Erinnerung

Bundesweiter Feiertag am 8. Mai 2020?

Davidstern an der KZ-Gedenkstätte Dachau Foto: dpa

Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, hat dazu aufgerufen, den 8. Mai 2020 bundesweit zum gesetzlichen Feiertag zu machen. Dass Berlin den 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus »zum einmaligen gesetzlichen Feiertag erklärt hat, halte ich für ein positives Signal«, sagte Drecoll dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Oranienburg. Dies sei gerade in Zeiten wichtig, in denen verstärkt versucht werde, »den Nationalsozialismus und seine Menschheitsverbrechen zu relativieren«.

Substanz Er würde es richtig finden, »wenn Brandenburg und die anderen Bundesländer diesem Beispiel folgen würden«, sagte Drecoll: »Politik und Gesellschaft müssten diesen Tag dann aber auch mit erinnerungskultureller Substanz füllen.« Dass der 8. Mai in Brandenburg seit 2015 ein gesetzlicher Gedenktag ist, zu dem der Landtag jährlich eine Gedenkveranstaltung ausrichtet, begrüße er sehr.

Die Stiftung werde 2020 die Begegnung mit den letzten Überlebenden der Konzentrationslager und das Gedenken an die Opfer in den Mittelpunkt stellen, sagte Drecoll: »Wir wünschen uns, dass von den vielfältigen Veranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung der KZ-Häftlinge ein starkes Signal ausgeht: Dass die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Brandenburg und darüber hinaus einen hohen Stellenwert hat und auch in Zukunft haben wird.«

Dass Berlin den 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus »zum einmaligen gesetzlichen Feiertag erklärt hat, halte ich für ein positives Signal«, sagte Drecoll.

Wie viele Überlebende teilnehmen, sei offen. »Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht präzise sagen«, betonte Drecoll: »Viele der Überlebenden sind über 90 Jahre alt.« Dennoch sei der Wunsch, die Orte des Leidens noch einmal zu sehen und darüber zu sprechen, sehr groß.

Gedenkfeiern In Ravensbrück würden rund 50 Überlebende erwartet, sagte Drecoll: »In Sachsenhausen wird die Zahl wohl geringer sein.« Zu den Gedenkfeiern würden Gäste »aus zahlreichen europäischen Ländern, aber auch aus Israel, den USA und Südamerika« erwartet.

In der Zeit vom 17. bis 26. April 2020 werde unter anderem zu Zeitzeugengesprächen, Ausstellungseröffnungen, Konzerten und Gedenkveranstaltungen nach Sachsenhausen, Ravensbrück, Below und Brandenburg-Görden eingeladen, sagte Drecoll. Hinzu komme ein dezentrales Ausstellungsprojekt mit dem Titel »Bruchstücke ›45«. Bei diesem Ausstellungsprojekt werde anhand von eindrucksvollen Objekten und den mit ihnen verbundenen Geschichten das Jahr 1945 in der Region in den Blick genommen.

Brüche Im Mittelpunkt stünden die »ungeheuerlichen Brüche« vor 75 Jahren, betonte Drecoll: »Der Zeitraum reicht von den letzten Tagen der NS-Herrschaft, in denen die Vernichtungsenergie nochmal einen Höhepunkt erreichte, über den Moment der Befreiung, den gerade die vielen überzeugten Nationalsozialisten als totalen Zusammenbruch erlebten, bis zu den Monaten der Neuorientierung danach.«

Der erste Ausstellungsteil werde am 26. April im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden eröffnet, sagte Drecoll. Danach folge im Mai die Belower Todesmarsch-Gedenkstätte. In Sachsenhausen, Ravensbrück und der Potsdamer Gedenkstätte Leistikowstraße sollen in der zweiten Jahreshälfte weitere Teile eröffnet werden. Die komplette Ausstellung werde ab Januar 2021 in der Gedenkstätte Sachsenhausen gezeigt. epd

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert