Berlin

Bundesregierung beschließt Arbeitsdefinition

Sitzung des Bundeskabinetts Foto: dpa

Die Bundesregierung hat am Mittwoch die »Arbeitsdefinition von Antisemitismus« der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) angenommen. Das Kabinett folgte mit seiner Entschließung einer Empfehlung des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus.

Damit solle die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus unterstrichen werden. »Wir Deutsche sind besonders wachsam, wenn Antisemitismus in unserem Land um sich zu greifen droht«, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nach der Sitzung des Kabinetts in Berlin. Das gebiete die Geschichte, »die uns für immer auf die schrecklichste Art bewusst gemacht hat, zu welchen Grausamkeiten der Antisemitismus führen kann«. Der Kampf gegen Antisemitismus gehöre zur Staatsräson, sagte er.

Zentralrat Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt den Beschluss der Bundesregierung. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte dazu: »Die Bundesregierung hat ein klares Zeichen gesetzt, dass Antisemitismus in Deutschland weder geduldet noch toleriert wird.« Antisemitismus im Gewand vermeintlicher Israelkritik gelte es ebenso zu bekämpfen wie die alten Vorurteile gegenüber Juden.

»Daher begrüßen wir es sehr, dass die Bundesregierung der Empfehlung des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus gefolgt ist und die Definition in Bezug auf Israel erweitert hat.« Nun seien sämtliche staatlichen Stellen am Zuge, die Definition wirksam anzuwenden, so Schuster weiter. »Es ist wünschenswert, dass auch der neu gewählte Bundestag sich mit einem Beschluss die Antisemitismus-Definition zu eigen macht.«

Wenn die international vereinbarte Definition von Antisemitismus künftig in den Schulen, in der Ausbildung im öffentlichen Dienst und in der Justiz berücksichtigt werde, sei damit ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Antisemitismus getan. Auch die Polizei erhalte mit der Antisemitismus-Definition ein Werkzeug an die Hand, mit dem antisemitische Straftaten auch als solche effektiv eingestuft werden können.

Institution Die IHRA ist eine internationale Institution mit 31 Mitgliedsstaaten, sie hatte sich im Mai des vergangenen Jahres über eine Definition verständigt. Sie lautet: »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.«

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck begrüßte die Entschließung des Kabinetts: »Dies ist ein erster Schritt zur Umsetzung der Empfehlungen der Unabhängigen Expertenkommission Antisemitismus. Jetzt müssen die nächsten Schritte, Bund-Länder-Kommission und ein Antisemitismusbeauftragter nach Vorbild der EU-Kommission, folgen.« ja/epd

USA

Die Ukraine als Opfer von Trumps »gesundem Menschenverstand«

Was sehen Ukrainer in der beispiellosen Konfrontation zwischen Präsident Trump und Präsident Selenskyj in Washington? Eine Einordnung von Michael Gold

von Michael Gold  02.03.2025

Washington

Offene Herabwürdigung im Weißen Haus: Disput zwischen Selenskyj und Trump schockt die Welt

Nach der Eskalation in Washington verweigert Selenskyj eine Entschuldigung, Trump zieht sich nach Florida zurück, und Europa fragt: Wie geht es in der Ukraine weiter?

von Julia Naue, Luzia Geier, Michael Donhauser  01.03.2025

Rechtsradikalismus

Pia Lamberty: AfD ist rechtsextreme Partei mit menschenfeindlichen Ideen

Die Radikalisierung in der gesamten Gesellschaft seit der Corona-Pandemie müsse in den Blick genommen werden, so die Extremismus-Expertin

 28.02.2025

Washington D.C./Berlin

Trump: Nicht enttäuscht über AfD-Wahlergebnis

Der US-Präsident betont, seine Regierung habe »ein hervorragendes Verhältnis zu allen Gruppen in Deutschland«. Aktuell habe die Bundesrepublik »eine Menge Dinge am Laufen«

 28.02.2025

Interview

»Ein Raum für Resilienz«

Nachumi Rosenblatt über den Jugendkongress, unbeschwertes Feiern und den Austausch untereinander

von Helmut Kuhn  27.02.2025

Österreich

Koalition gefunden: Kein Kanzler Kickl

ÖVP, SPÖ und Neos haben sich auf die Bildung einer Regierung geeinigt

 27.02.2025

Judenhass

Wegen ihres Engagements gegen Judenhass: Morddrohungen gegen Uschi Glas

Im Internet gibt es Morddrohungen gegen die Schauspielerin Uschi Glas, weil sie sich seit längerem gegen Antisemitismus engagiert. Die Justiz ermittelt

 26.02.2025

Solidarität

Berlin erinnert an das Schicksal von Kfir, Ariel und Shiri Bibas

Kfir, Ariel und Shiri Bibas wurden am Mittwoch in Israel unter großer Anteilnahme beigesetzt. Auch in Berlin gab es eine besondere Geste des Gedenkens an die ermordeten israelischen Geiseln

 26.02.2025

Glosse

Gazas goldene Zukunft

Bärtige Bauchtänzer und Elon Musk isst Hummus am Strand, während Geld vom Himmel regnet: US-Präsident Donald Trump wirbt mit einem KI-Video für seinen Plan, den Küstenstreifen zur »Riviera des Nahen Ostens« zu machen

von Michael Thaidigsmann  26.02.2025