Mit einer Kranzniederlegung ist am Sonntag in der Gedenkstätte Buchenwald der homosexuellen Häftlinge des ehemaligen
nationalsozialistischen Konzentrationslagers gedacht worden. Mit der
Befreiung des Lagers im April 1945 sei die Verfolgung für diese
Häftlingsgruppe nicht zu Ende gewesen, erklärte die Aidshilfe Weimar
als Organisatorin des Gedächtnisses zum jährlichen Christopher Street
Day. Noch bis 1988 in der DDR und 1994 in der Bundesrepublik habe der
Paragraf 175 im Strafgesetzbuch sexuelle Kontakte unter Männern
kriminalisiert.
Thüringens Justizministerin Doreen Denstädt (Grüne) sagte in ihrer
Gedenkrede, Hasskriminalität, rechtsextreme Stimmungsmache und
Wahlerfolge machten auch heute noch jeden Tag aufs Neue deutlich, wie
wichtig der Einsatz gerade für queere Menschen sei. »Das Gedenken an
die Opfer des Dritten Reichs wie die Rosa-Winkel-Häftlinge in Buchenwald sollte uns Mahnung wie Aufgabe sein: Lasst uns weiterhin
stark für unsere Demokratie und ihre Werte einstehen«, sagte sie.
Denstädt erinnerte daran, dass mit dem 2011 im Alter von 98 Jahren
verstorbenen Rudolf Brazda der letzte überlebende Rosa-Winkel-Häftling verstorben sei. Die Botschaft von Brazda laute, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt, verurteilt oder gar ermordet werden dürfe, sagte sie.
Das Kennzeichen der homosexuellen Verfolgten im NS-Lagersystem war
ein aufgenähter rosafarbener Winkel an der Häftlingskleidung.
Mindestens 700 Homosexuelle wurden bis 1945 in die
Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen
deportiert. Etwa die Hälfte von ihnen wurde dort ermordet. epd