Deutsch-Israelische Gesellschaft

»Boykottiert die Boykotteure!«

Volker Beck Foto: imago images/Metodi Popow

Deutsch-Israelische Gesellschaft

»Boykottiert die Boykotteure!«

Volker Beck über sein neues Amt als DIG-Präsident, Israel-Boykotte und die documenta

von Ayala Goldmann  16.06.2022 07:28 Uhr

Herr Beck, was sehen Sie als Ihre dringlichste Aufgabe als neuer DIG-Präsident?
Für mehr Verständnis für Israel zu sorgen und gegenüber der Bundespolitik dafür zu werben, dass Deutschland sich als echter Freund Israels erweist und nicht nur Lippenbekenntnisse abgibt. Konkret meine ich damit, dass wir uns als Bundesrepublik nicht mehr an den Kampagnen gegen Israel in den Vereinten Nationen und ihren Gremien beteiligen. Wir müssen auch schauen, was mit unserem Geld wirklich passiert, das wir an das Hilfswerk UNRWA und die Palästinensische Autonomiebehörde überweisen. Außerdem wollen wir mehr Wissen über Israel als jüdischen und demokratischen Staat vermitteln, der gleiche Rechte für all seine Bürger garantiert.

Wie wollen Sie das deutsch-israelische Jugendwerk voranbringen?
Man muss akzeptieren, dass eine paritätische Finanzierung nicht funktioniert und Deutschland den Hauptanteil bezahlen sollte. Wir haben die Aufgabe, dass unsere Jugend ein realistischeres Israelbild bekommt, gerade angesichts des weit verbreiteten israelbezogenen Antisemitismus. Um das Deutschlandbild in Israel muss man sich eigentlich nicht so sehr sorgen. Wir müssen auch bei der DIG einen Schwerpunkt darauf legen, mit Unterstützung unseres Jungen Forums die junge Generation auf Israel neugierig zu machen: Israel ist ein modernes Land von Vielfalt, Innovation und Wehrhaftigkeit mit einer lebendigen Demokratie.

Und was setzen Sie der Israel-Boykottbewegung BDS entgegen?
Für mich gilt: Boykottiert die Boykotteure! Wer sich am Boykott Israels beteiligt, muss damit rechnen, dass er es mit uns zu tun bekommt. Wir müssen aber auch nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, das einer BDS-nahen Veranstaltung in München städtische Räume zugesprochen hat, eine neue rechtspolitische Strategie entwickeln, wie wir BDS ein Schnippchen schlagen können.

Ihre Parteikollegin, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, hat gerade erneut begründet, warum sie sich vom Bundestagsbeschluss von 2019 zu BDS gemeinsam mit anderen grünen Politikern distanziert hat …
Ich habe den distanzierenden Text von Jürgen Trittin und Claudia Roth schon damals kritisiert. Nicht jeder, der BDS unterstützt, ist ein Antisemit – aber BDS ist in Anlage und Wirkung antisemitisch.

Was sagen Sie dazu, wie die am Samstag beginnende documenta in Kassel mit Kritik an der Nähe von Akteuren zu BDS umgeht?
Das Gebaren der documenta ist völlig inakzeptabel. Die Verbindung von Kuratoren zur BDS-Kampagne muss thematisiert werden, Kritik daran darf nicht pauschal mit Verweis auf die Kunstfreiheit unterbunden werden. Kunstfreiheit bedeutet nicht Narrenfreiheit. Hier ist auch die Staatsministerin für Kultur gefordert. Jede Freiheit hat dort ihre Grenzen, wo sie die Freiheit anderer einschränkt.

Mit dem neuen Präsidenten der DIG sprach Ayala Goldmann.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert