Hessen

Boris Rhein: »Schaden für die documenta ist enorm«

Boris Rhein, Ministerpräsident Hessen Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen

Die Empörung über antisemitische Exponate auf der Kasseler Kunstausstellung documenta fifteen hält an. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte der Jüdischen Allgemeinen auf Anfrage: »Der Schaden für die documenta ist leider enorm. Ich erwarte von der künstlerischen Leitung und von der Geschäftsführung, dass sie umfassend aufarbeiten, wie es dazu kommen konnte, dass ein klar antisemitisches Werk wie ›People’s Justice‹ überhaupt gezeigt werden konnte.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die großflächige Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi ist bereits 20 Jahre alt. Es zeigt unter anderem einen Soldaten mit Schweinsgesicht, der ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift »Mossad« trägt. Nach heftiger öffentlicher Kritik wurde das Bild am Montag zunächst mit einem schwarzen Tuch verhängt. Am Dienstag verkündete Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), dass das Banner entfernt wird.

KONSEQUENZEN Die Verantwortlichen vor Ort müssten »sofort jeden Stein in jedem Ausstellungsraum der documenta umdrehen, um sicherzustellen, dass sich nicht noch weitere derart schändliche Darstellungen finden«, erklärte der hessische Ministerpräsident nun auf Anfrage.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Für jeden offensichtlich« sei, dass »in der Vorbereitung der documenta einige grobe Fehler gemacht worden sind«, so Rhein weiter. Es sei aber noch zu früh, bereits jetzt personelle Konsequenzen zu fordern. Der hessische Ministerpräsident, der erst seit einigen Wochen im Amt ist, betonte aber: »So etwas darf sich nicht wiederholen. Dafür geeignete Strukturen und Vorkehrungen zu treffen ist die Aufgabe aller Verantwortlichen der documenta.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Hessens Kulturministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte am Mittwoch, es sei wichtig, dass das fragliche Kunstwerk abgehängt worden sei. »Eine antisemitische Bildsprache hat auf der documenta nichts zu suchen, das habe ich immer gesagt.« Die von der documenta veröffentlichte Erklärung des Künstlerskollektivs, in der das Werk als ein »Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment« bezeichnet worden war, sei ein Fehler gewesen.

»Aus meiner Sicht war es falsch, diese Erklärung zu veröffentlichen: Das Kunstwerk enthält klare antisemitische Chiffren, die Jüdinnen und Juden zu Recht an die dunkelsten Passagen der deutschen Geschichte erinnern. Auf dieser Basis ist selbstverständlich kein Dialog möglich«, so die Ministerin gegenüber dieser Zeitung.

SORGFALT Das Land Hessen habe als Mitgesellschafter der documenta »den klaren Auftrag erteilt, alle gezeigten Werke im Sinne eines verantwortungsvollen Kuratierens zu überprüfen. Die Verantwortung für die gezeigte Kunst liegt in erster Linie bei der künstlerischen Leitung. Dass diese von der Findungskommission diesmal einem Kollektiv übertragen wurde, nicht einem einzelnen Kurator oder einer einzelnen Kuratorin, hat offenbar dazu geführt, dass die Sorgfalt und die Verantwortung des Kuratierens gelitten haben«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Man habe, so Dorn weiter, auch die Erwartung an die documenta gGmbH erneuert, »Strukturen und Formate für eine Auseinandersetzung über die Weltsicht zu finden, aus der diese Bilder entstanden sind. Diese Auseinandersetzung, die unter anderem auch das Internationale Auschwitz Komitee gefordert hat, muss im Rahmen dieser documenta stattfinden. Unser aktueller Eindruck ist, dass diese Erwartungshaltung positiv aufgenommen wird«.

KANZLER Am Donnerstag teilte eine Sprecherin der Bundesregierung dieser Zeitung mit, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werde wegen des Skandals die diesjährige Ausgabe der documenta nicht besuchen. Die in Kassel gezeigte und am Montag entfernte Abbildung finde er »abscheulich«, ließ Scholz wissen.

»In Deutschland ist kein Platz für antisemitische Darstellungen, auch nicht auf einer Kunstausstellung. Darüber hinaus sollte sich die Documenta-Leitung nach Überzeugung des Bundeskanzlers ihrer Verantwortung für diesen Vorgang stellen und sich prüfen«, so die Regierungssprecherin.

Kriminalität

»Schwachkopf«-Post zu Habeck: Jetzt melden sich die Ermittler zu Wort

Ein Mann soll Wirtschaftsminister Habeck im Netz beleidigt haben. Dass dann die Polizei zu Besuch kam, sorgte nicht nur im Umfeld des Vizekanzlers für Verwunderung. Die Ermittler liefern Erklärungen

von Frederick Mersi  22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Debatte

CDU-Ministerpräsident verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

»Völlig ausgeschlossen, dass ein demokratisch gewählter Ministerpräsident aus Israel auf deutschem Boden verhaftet wird, weil er sein Land gegen Terroristen verteidigt«

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

»Halten uns an Recht und Gesetz«: Jetzt äußert sich die Bundesregierung

Außenministerin Annalena Baerbock will aber noch genauer prüfen, was der Entscheid des IStGH bedeutet

 22.11.2024

Budapest

Orbán: »Werde Netanjahu nach Ungarn einladen«

Regierungschef Viktor Orbán will seinen israelischen Amtskollegen trotz des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes weiter empfangen

 22.11.2024

Atomprogramm

Iran kündigt Ausbau der Urananreicherung an

Der Atomstreit mit dem Iran geht in eine neue Runde

 22.11.2024