Der Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ist tot. Er starb nach einer Hirnblutung im Alter von 84 Jahren in einer britischen Klinik, wie das Generalhaus der katholischen Piusbruderschaft mitteilte.
Der Kaufmannssohn aus Buckinghamshire war in der anglikanischen Kirche aufgewachsen und 1971 in die katholische Kirche aufgenommen worden. Nach dem Studium im Seminar der damals noch nicht von Rom getrennten Piusbruderschaft (SSPX) wurde er 1976 in Econe (Schweiz) zum Priester geweiht.
1988 weihte der Gründer dieser erzkonservativen Vereinigung, Erzbischof Marcel Lefebvre, Williamson zusammen mit drei weiteren Männern zum Bischof. Das geschah gegen den Willen von Papst Johannes Paul II. und führte zur Exkommunikation Lefebvres und der von ihm geweihten Bischöfe. Dennoch blieben die Weihen gültig.
In einem 2009 ausgestrahlten Interview mit einem schwedischen Fernsehsender leugnete Williamson den Holocaust und löste damit eine schwere Krise im Vatikan aus. Weil Papst Benedikt XVI. zeitgleich den Ausschluss der vier Lefebvre-Bischöfe aus der kirchlichen Gemeinschaft aufgehoben hatte, sah er sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe einen Holocaust-Leugner begnadigt. Später entschuldigte sich der Papst in einem Brief an alle Bischöfe für sein ungeschicktes Verhalten.
Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, erklärte damals als Reaktion darauf: »Es ist gut, dass der Hassprediger und Holocaust-Leugner Williamson endlich in die Wüste geschickt wurde. Aber diese Entscheidung hätte die Führung der Piusbruderschaft schon vor Jahren treffen sollen, als der Geistliche offen die Existenz von Gaskammern leugnete. Es ist zu wenig und kommt zu spät.«
Die Leugnung der Judenvernichtung durch die Nazis hielt Williamson trotz Mahnungen aus dem Vatikan und aus seiner Piusbruderschaft aufrecht. 2012 wurde er wegen Ungehorsams bei der SSPX ausgeschlossen. Seither gehörte er zum Milieu der »Sedisvakantisten«. Diese Gruppe leugnet die Rechtmäßigkeit des Papstes in Rom und sieht die katholische Kirche auf einem modernistischen Irrweg.
Williamson weigerte sich zeitlebens, seine Ansichten über die Schoa zu revidieren, und verbreitete über seinen Newsletter auch antisemitische Verschwörungstheorien. »Tatsache ist, dass die sechs Millionen Menschen, die angeblich vergast wurden, eine riesige Lüge darstellen«, schrieb er 2010 an seine Mitbrüder in der Priesterbruderschaft und behauptete, dass auf dieser »Tatsache« eine »völlig neue Weltordnung aufgebaut« worden sei. Die Juden, so der Bischof, seien »dank der Konzentrationslager zu Ersatzrettern geworden«.
In Regensburg wurde ihm wegen Volksverhetzung eine Geldstrafe von 12.000 Euro auferlegt, die im Berufungsverfahren 2013 auf 1800 Euro verringert wurde. kna/ja