Herr Hensel, Sie wurden zum ersten Antisemitismusbeauftragten von Hamburg ernannt. Welche Aufgaben kommen da auf Sie zu?
Hamburg ist eines der letzten Bundesländer, das nun eine solche Stelle geschaffen und besetzt hat. Eine zentrale Aufgabe wird auf jeden Fall die Koordination des »Runden Tisches gegen Antisemitismus« sein, an dem viele relevante Akteure der Zivilgesellschaft in Hamburg seit geraumer Zeit regelmäßig zusammenkommen, um sich so besser über Fragen der Präventionsarbeit oder die richtigen Strategien im Kampf gegen Judenhass in all seinen Ausprägungen zu verständigen.
Was noch?
Das Amt ist ebenfalls gekoppelt an die Funktion eines Beauftragten für jüdisches Leben in der Hansestadt. Das heißt konkret, dass ich mich in Debatten zu aktuellen Themen wie beispielsweise dem geplanten Wiederaufbau der historischen Bornplatzsynagoge zu Wort melde, um so die jüdischen Standpunkte zu diesem Thema zu erläutern. Auch geht es oftmals um Erinnerungsarbeit und das Gedenken an die Schoa. Aber zugleich soll vermittelt werden, dass Judentum nicht allein auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 reduziert werden darf. Kurzum, die bessere Sichtbarkeit jüdischen Lebens in unserer Stadtgesellschaft wird eine ganz zentrale Aufgabe im Rahmen meiner Tätigkeit werden.
Geht es da um eine Art Scharnier zwischen Gemeinde und Politik?
Vielleicht würde ich sagen: Scharnier und Ansprechpartner für Juden in Hamburg oder die Stadtgesellschaft allgemein. Wir erfahren aktuell dabei sehr viel Unterstützung aus dem Senat und der Verwaltung. Aber es geht ebenfalls um Bildungsarbeit oder das Werben um Verständnis bei den Bürgern der Stadt, was die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen betrifft.
Findet ein Erfahrungsaustausch mit anderen Antisemitismusbeauftragten statt?
Als Vertreter von Hamburg werde ich regelmäßig an den Treffen der Bund-Länder-Kommission teilnehmen. In diesem Gremium unter dem Vorsitz von Felix Klein findet dann regelmäßig der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch statt, den ich für sehr wichtig halte. Im Zentrum solcher Zusammenkünfte steht aber immer auch das Abstecken von Leitplanken für eine bundesweite Gesamtstrategie. Daran möchte ich mitwirken.
Was können Sie in der Präventionsarbeit leisten?
Meine Aufgabe in diesem Kontext ist es, alle, die dazu einen Beitrag leisten können und guten Willens sind, besser zu vernetzen und ihr Bewusstsein für die unterschiedlichen Bedrohungspotenziale, die vom Antisemitismus ausgehen können, zu stärken und dafür zu sensibilisieren.
Mit dem Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg sprach Ralf Balke.