Hamburg

»Besser vernetzen«

Der neue Hamburger Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel Foto: picture alliance/dpa

Hamburg

»Besser vernetzen«

Stefan Hensel über seine Aufgaben als neuer Antisemitismusbeauftragter

von Ralf Balke  22.04.2021 08:53 Uhr

Herr Hensel, Sie wurden zum ersten Antisemitismusbeauftragten von Hamburg ernannt. Welche Aufgaben kommen da auf Sie zu?
Hamburg ist eines der letzten Bundesländer, das nun eine solche Stelle geschaffen und besetzt hat. Eine zentrale Aufgabe wird auf jeden Fall die Koordination des »Runden Tisches gegen Antisemitismus« sein, an dem viele relevante Akteure der Zivilgesellschaft in Hamburg seit geraumer Zeit regelmäßig zusammenkommen, um sich so besser über Fragen der Präventionsarbeit oder die richtigen Strategien im Kampf gegen Judenhass in all seinen Ausprägungen zu verständigen.

Was noch?
Das Amt ist ebenfalls gekoppelt an die Funktion eines Beauftragten für jüdisches Leben in der Hansestadt. Das heißt konkret, dass ich mich in Debatten zu aktuellen Themen wie beispielsweise dem geplanten Wiederaufbau der historischen Bornplatzsynagoge zu Wort melde, um so die jüdischen Standpunkte zu diesem Thema zu erläutern. Auch geht es oftmals um Erinnerungsarbeit und das Gedenken an die Schoa. Aber zugleich soll vermittelt werden, dass Judentum nicht allein auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 reduziert werden darf. Kurzum, die bessere Sichtbarkeit jüdischen Lebens in unserer Stadtgesellschaft wird eine ganz zentrale Aufgabe im Rahmen meiner Tätigkeit werden.

Geht es da um eine Art Scharnier zwischen Gemeinde und Politik?
Vielleicht würde ich sagen: Scharnier und Ansprechpartner für Juden in Hamburg oder die Stadtgesellschaft allgemein. Wir erfahren aktuell dabei sehr viel Unterstützung aus dem Senat und der Verwaltung. Aber es geht ebenfalls um Bildungsarbeit oder das Werben um Verständnis bei den Bürgern der Stadt, was die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen betrifft.

Findet ein Erfahrungsaustausch mit anderen Antisemitismusbeauftragten statt?
Als Vertreter von Hamburg werde ich regelmäßig an den Treffen der Bund-Länder-Kommission teilnehmen. In diesem Gremium unter dem Vorsitz von Felix Klein findet dann regelmäßig der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch statt, den ich für sehr wichtig halte. Im Zentrum solcher Zusammenkünfte steht aber immer auch das Abstecken von Leitplanken für eine bundesweite Gesamtstrategie. Daran möchte ich mitwirken.

Was können Sie in der Präventionsarbeit leisten?
Meine Aufgabe in diesem Kontext ist es, alle, die dazu einen Beitrag leisten können und guten Willens sind, besser zu vernetzen und ihr Bewusstsein für die unterschiedlichen Bedrohungspotenziale, die vom Antisemitismus ausgehen können, zu stärken und dafür zu sensibilisieren.

Mit dem Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg sprach Ralf Balke.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025