Seit die Bundeskanzlerin Israels Sicherheit zur »deutschen Staatsräson« erklärt hat, sorgt sich die hiesige Öffentlichkeit, ob »im Ernstfall« die Bundeswehr gerufen würde, um den jüdischen Staat zu verteidigen. Ein absurdes Bedenken, baut doch Israels Verteidigungsdoktrin auf dem Grundsatz auf, aus eigener Kraft mit jedem seiner Feinde fertig werden zu können. Unerlässlich dazu ist allerdings die enge Kooperation mit den USA. Ganz gewiss aber würde sich Israel nicht auf die Kampfkraft und -bereitschaft der Deutschen verlassen.
Jetzt sieht es gar so aus, als könnte es eher umgekehrt kommen. Die Bundespolizei erwägt, zur Bewachung deutscher Küsten die israelische Drohne Heron 1 einzusetzen. Dieses unbemannte Kampf- und Aufklärungsflugzeug hat bereits der Bundeswehr in Afghanistan wertvolle Dienste geleistet. Dass Deutschland 70 Jahre nach dem Holocaust mittels israelischer Hightechwaffen beschützt werden könnte, hat schon etwas historisch Erhabenes.
fantasie Und regt die Fantasie an: Was, wenn die Bundeswehr im Zuge ihrer äußerst holprig verlaufenden Umstellung auf eine Berufsarmee demnächst nicht mehr genügend Rekruten werben und Offiziere ausbilden könnte, um die Landesverteidigung zu gewährleisten? Würden dann womöglich israelische Reservisten einspringen? Doch bleiben wir ernst. Der geplante Einsatz israelischer Drohnen wirft ein Schlaglicht auf die intensive militärische Zusammenarbeit, die zwischen Deutschland und Israel seit Langem bestens funktioniert.
Hier gibt es beidseitig längst keine Berührungsängste mehr – spätestens seit 2009, als zum ersten Mal die GSG 9 mit israelischen Spezialkräften auf israelischem Boden trainiert hat und von den Gastgebern großes Lob erntete. Jenseits neurotischer deutscher Israeldiskurse ist die vertrauensvolle deutsch-israelische Kooperation in existenziellen Bereichen wie der Sicherheit ebenso selbstverständliche wie erfreuliche Realität.
Der Autor ist Politischer Korrespondent der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.