Es ist schon etwas seltsam, dass sich ein deutscher Verteidigungsminister hinstellt und glaubt, der israelischen Regierung ungefragt militärisch-politische Tipps geben zu können. So geschehen, als Thomas de Maizière in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über einen möglichen israelischen Luftschlag gegen Irans Atomprogramm sagte, er halte nichts davon, denn »ein Erfolg wäre höchst unwahrscheinlich und der politische Schaden unübersehbar«.
Nun haben die Deutschen, etwas zynisch formuliert, zuletzt 1871 siegreich gekämpft – und seitdem mit ihren Armeen nur millionenfachen Tod und Elend in alle Welt gebracht. Vorsicht also vor militärischen Ratschlägen von dieser Seite!
Schläge Thomas de Maizières Rat geht aber schon deshalb fehl, da er mal wieder zeigt, dass manche Ratschläge nicht mehr sind als Schläge. Der Minister dürfte kaum gut genug in mögliche Pläne Israels eingeweiht sein, um beurteilen zu können, ob ihr Erfolg »höchst unwahrscheinlich« ist. Auch ein »unübersehbarer« politischer Schaden ist nur eine Vermutung. Bei der Zerstörung des syrischen Atomprogramms trat er jedenfalls nicht ein.
Und welcher Schaden wäre größer: eine Atomwaffe in der Hand eines offensichtlich geistesgestörten iranischen Präsidenten, der Israel alle zwei Wochen mit Auslöschung droht? Oder der nach einem möglichen israelischen Angriff, der das Atomwaffenprogramm Teherans zumindest so lange verzögert, bis Ahmadinedschad hoffentlich vom eigenen Volk aus dem Amt gejagt wurde?
Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset betont, dass die Sicherheit Israels ein Teil der deutschen Staatsräson sei und dies auch in der Stunde der Bewährung gelte, dann ist diese Stunde jetzt gekommen. Solidarität mit Israel ist nicht zum Nulltarif zu haben. Möglich, dass Deutschland sie bald leisten muss. Bis dahin wäre es schon klug, gelegentlich zu schweigen. Auch als deutscher Verteidigungsminister.