Eine »starke Verjüngung« der Islamisten-Szene in Deutschland beobachten Fachleute. »Unsere Beratungszahlen haben sich im letzten Jahr vervierfacht; dabei handelt es sich durchweg um Minderjährige«, sagte der Geschäftsführer von »Violence Prevention Network«, Thomas Mücke, am Mittwoch in Berlin. Dies sei seit dem islamistischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 festzustellen.
Die allermeisten Jugendlichen zwischen 13 bis 19 radikalisierten sich im Internet. Dies sei anders als etwa noch vor zehn Jahren, als der direkte Kontakt zu radikalisierten Personen etwa in Moscheen eine Rolle gespielt habe, sagte Mücke.
Ob IS oder andere Terrorgruppen: Die unterschiedlichen Ideologien der extremistischen Gruppen seien hierbei unwesentlich. »Die Jugendlichen schauen sich nicht die unterschiedlichen Strömungen an, sie packen alles zusammen und leben ihre Gewaltfantasien«, so Mücke. »Mobilisierungsmotor ist der Nahostkonflikt. Das wird uns noch lange beschäftigen.«
Gewaltfantasien werden ausgelebt
Plattformen müssten daher in die Pflicht genommen werden, Hass und Gewaltäußerungen stärker zu regulieren, forderte der Experte. Zudem sollten Eltern sensibilisiert werden, mehr darauf zu achten, wo sich Kinder und Jugendliche im Internet bewegen. Wachsam sein sollte das soziale Umfeld vor allem bei Pauschalisierungen wie »Muslime werden weltweit verfolgt«.
Zu einer Deradikalisierung beizutragen sei im Internet sehr schwierig und »findet viel eher offline als online statt«, sagte Mücke weiter. Deshalb müssten auch Lehrkräfte stärker in die Lage versetzt werden, Diskurse zu führen und auch »schwierige Narrative, die Schüler erzählen, erst einmal auszuhalten.«
Bei antisemitischen Äußerungen, mit denen er und andere Berater oft zu tun hätten, gelte es, immer wieder darauf hinzuweisen, was für Verbrechen die Hamas begangen hat. »Das blenden die radikalisierten Jugendlichen aus. Sie schauen sich nur die Bilder vom Gaza-Krieg nach dem 7. Oktober an.«