Iran – so heißt der Sieger des Israel von der Hamas aufgezwungenen Anti-Terror-Krieges. Ohne auch nur einen Blutstropfen eines einzelnen eigenen Bürgers riskiert oder verloren zu haben, gelang dem Iran dieser Sieg.
Erst massakrieren, dann getötet werden. Das überließ die teuflisch geniale Mullah-Diktatur der taktisch sowie militärtechnologisch inzwischen hochkompetenten, doch politisch total tumben, zugleich massenmörderischen palästinensischen Hamas. Ebenso teuflisch: Hamas und Islamischer Jihad – beide von Teheran gesteuert – willigten gerne ein. Das beweist zweierlei.
Erstens: Die Führung des Iran hat Clausewitz verstanden: Krieg ist ein Instrument der Politik, kein Selbstzweck. Auch kein Instrument, um Rachegefühle und Mordgelüste auszutoben. Zweitens: Genau jenes blutrünstige Austoben ist seit über hundert Jahren unverändert die Gewalt«strategie« der jeweiligen Palästinenserführungen – auf Kosten des palästinensischen Volkes.
Selbstzweck ist keine politische Strategie
Ein Selbstzweck ist keine politische Strategie. Daraus folgt: Hamas und Jihad haben – aus Sicht der einfachen Palästinenser, die es freilich meistens noch nicht erkannt haben, tragischerweise – wie alle bisherigen »Eliten« ihrer Landsleute keine Strategie. Ganz anders der Iran.
Teheran erkannte: Die innerisraelischen Spannungen waren auf das israelische Militär übergeschwappt. Zahlreiche Reservisten hatten verkündet, ihren Dienst nicht mehr anzutreten. Deshalb mussten die aktiven Militärs ihre eigenen, eben jene protestierenden Reservisten, remotivieren. Das kostete Zeit, Kraft und Nerven. Genau die standen für das aufmerksame Beobachten der Gefahren von außen nicht zur Verfügung.
Deshalb konnte Hamas »Zahal« mörderisch überraschen. Im Iran wusste man zudem um die Kraft der Hamas-Gewalt. Dass Israel, nach Vertreibung der Hamas aus dem eigenen Territorium, Hamas reaktiv und massiv im Gazastreifen angreifen und trotzdem, allerdings um einen hohen Preis an Menschen und Material, siegen würde, war Teheran klar.
»Bibi«-Koalition und Protestbewegung
Vor dem Hamas-Krieg hatte sich Zahal auf einen heftigen Schlag gegen das kurz vor der Vollendung stehende iranische Atomprogramm vorbereitet. Es wäre unter normalen innenpolitischen Rahmenbedingungen dazu fähig gewesen. Der seit zehn Monaten von der »Bibi«-Koalition selbst verschuldeten Protestbewegung wegen, seit und und nach dem Hamas-Krieg nun nicht mehr.
Der US-Flugzeugträger, der gen Israel steuert, würde nur defensiv eingesetzt, für den Fall, dass der Iran übermütig würde. Dafür ist man dort zu klug. Teuflisch klug. Der Iran kann weiter Nahost und Europa terrorisieren, die Region dominieren und sein Militär nuklearisieren. Der Westen schaut zu, und Israel droht Lebensgefahr.
Der Historiker Michael Wolffsohn ist Buchautor (»Wem gehört das Heilige Land?«, »Eine andere Jüdische Weltgeschichte«)