Die Föderation der jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik (FZO) plädiert für die Ausladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin von den Feiern zum 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar in Prag.
Tschechiens Präsident Milos Zeman hatte Mitte November die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, sowie Vertreter der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der EU eingeladen. In Prag und in Terezín soll ein internationales Forum stattfinden. Im polnischen Oswiecim hingegen, wo das Vernichtungslager stand, will die Leitung der Gedenkstätte den 70. Jahrestag ohne Politprominenz begehen, sondern nur mit Überlebenden, ihren Hinterbliebenen und Nachkommen.
EU Für die Prager Veranstaltung hat Jean-Claude Juncker, der Präsident der EU-Kommission, ebenso wie Poroschenko bereits zugesagt. US-Präsident Barack Obama soll tschechischen Medien zufolge hingegen abgesagt haben.
Zur Einladung von Putin erklärt die FZO, »hinsichtlich der gegenwärtigen politischen Situation« sei sein Besuch »unangebracht«. Das Regime, das Putin installiert habe und verkörpere, halte sich nicht an internationale Abmachungen und besetze mit Gewalt das Gebiet eines benachbarten Staates.
Mit dieser Stellungnahme hat sich die FZO bei den Anhängern Zemans großen Ärger eingehandelt. Die Juden sollten den Russen gefälligst dankbar sein, schließlich haben sie Auschwitz befreit, lautet ein häufig gegen die FZO vorgetragener Hinweis. Und man solle nicht vergessen, so die Kritiker weiter, dass die Politik der EU, die einerseits einen palästinensischen Staat anerkennt, während sie die Hamas von ihrer Terroristenliste nimmt, weitaus judenfeindlicher sei, als alles, was Putin mache.
Gemeinde Die Entscheidung der FZO, sich gegen den Besuch Putins auszusprechen, war innerhalb der jüdischen Gemeinde umstritten und wurde auch keinesfalls einstimmig gefasst.
Böse Zungen behaupten, dass hinter Zemans Einladung an Putin weniger das Gedenken an die Schoa steht, sondern eher politisches Kalkül. Nicht nur, dass Präsident Zeman Mitarbeiter des russischen Staatskonzerns Lukoil als enge Berater beschäftigt. Russland zählt für das Exportland Tschechien auch zu den wichtigsten Märkten der Zukunft.
Diplomatisch gab sich zumindest der scheidende Oberrabbiner des Landes, Karol Sidon: »Ich glaube, eine solche Aktion sollte in Auschwitz stattfinden und unpolitisch sein. Das wäre am gesündesten.«