Ein Kürzel ist international gerade besonders »in«: BDS. Die drei Buchstaben stehen für »Boycott, Divestment, Sanctions«. Sie begründen eine vermeintlich legitime politische Kampagne, die bei genauerem Betrachten letztlich nichts weiter als ein international gebündelter Versuch der Delegitimierung Israels ist.
2005 von palästinensischen NGOs initiiert, haben die BDS-Bewegungen eine weltweite Welle geschlagen, auf der gerade in Kunst und Wissenschaft viele empörte Akteure reiten. Plötzlich verschreiben sich alle der »palästinensischen Sache«, was ihnen zu bedeuten scheint: Ausschluss von Israelis und Juden.
Matisyahu Falls der Leser sich jetzt fragt, ob hier ein Satz fehlt, der diesen Zusammenhang erklärt: Nein. Einen Zusammenhang zwischen der Situation der palästinensischen Bevölkerung beziehungsweise dem sogenannten Nahostkonflikt und den Werken israelischer und jüdischer Künstler gibt es nicht. Er wird künstlich generiert, weil es in den Augen der BDS-Befürworter plausibel erscheint. Oder wie sonst soll man es verstehen, dass man den amerikanisch-jüdischen Sänger Matisyahu von einem Musikfest in Spanien auslädt, weil dieser kein Statement zugunsten eines palästinensischen Staates abgibt?
Wie sonst kann man erklären, dass eine Dokumentation über Behinderte in Israel von einem Osloer Filmfestival ausgeschlossen wird, weil sie nicht die »israelische Besatzung« thematisiert? Wie kann man nachvollziehen, dass es einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern gibt, der israelische Kollegen boykottieren und deren Forschungsergebnisse, etwa in der Medizin oder Mikrotechnologie, einfach ignorieren will?
So etwas ist kein »Engagement für einen palästinensischen Staat«. Dass ein solcher hoffentlich in naher Zukunft entsteht, ist ein Wunsch, den wir alle teilen. Doch während Israel und die jüdische Gemeinschaft sich eine sichere Zweistaatenlösung für beide Seiten wünschen, sind die BDS-Anhänger obsessiv damit beschäftigt, Israel einseitig zu verurteilen und dessen Daseinsberechtigung zu bestreiten.
Jüdische Menschen zu boykottieren und sie für die israelische Politik verantwortlich zu machen, hat nichts mit dem Einsatz für das palästinensische Volk oder für einen »gerechten Frieden« zu tun. Wenn der jüdische Staat sowie jüdische Künstler, Sportler und Wissenschaftler weltweit Boykotten ausgesetzt sind, ist die als »BDS« firmierende Kampagne eine weitaus gefährlichere Sache, als es drei Buchstaben je ausdrücken könnten.
Die Autorin ist Leiterin der Politischen Abteilung des Zentralrats der Juden.