Bundesgerichtshof

Auschwitz-Wachmann wäre schuldig gesprochen worden

Weil Reinhold Hanning im Jahr 2017 im Alter von 95 Jahren noch vor einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes starb, wurde das Urteil nicht mehr rechtskräftig. Foto: dpa

Die Verurteilung des früheren Auschwitz-Wachmanns Reinhold Hanning wäre vom Bundesgerichtshof bestätigt worden, wenn Hanning nicht gestorben wäre. Der Schuldspruch des Landgerichts Detmold wegen Beihilfe zum Mord hätte einer revisionsrechtlichen Überprüfung standgehalten, erklärte der Bundesgerichtshof in seiner jetzt bekannt gewordenen schriftlichen Begründung zur Einstellung des Verfahrens aufgrund des Todes des Angeklagten.

Der frühere SS-Wachmann aus dem nordrhein-westfälischen Lage war im Jahr 2016 wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 170.000 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Gegen das Urteil hatte Hanning Revision eingelegt. Er hatte im Verfahren zwar eingeräumt, von Massenmorden im Konzentrationslager Auschwitz gewusst zu haben. Eine Beteiligung an den Morden bestritt er jedoch.

Mitverantwortung Weil der frühere Auschwitz-Wachmann im Jahr 2017 im Alter von 95 Jahren noch vor einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes starb, wurde das Urteil nicht mehr rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof stellte im Mai dieses Jahres das Revisionsverfahren ein.

Das Internationale Auschwitz-Komitee begrüßte die Begründung des Bundesgerichtshofes. Es habe 65 Jahre gedauert, bevor sich die deutsche Justiz die Sichtweise der Auschwitz-Überlebenden zu Mitverantwortung eines jeden einzelnen SS-Täters zu eigen gemacht und in diesem Sinne Urteile gefällt hat, erklärte der Vizepräsident des Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, am Donnerstag in Berlin.

»Umso wichtiger ist für die Überlebenden nun noch einmal die Bestätigung des Bundesgerichtshofes, dass in Detmold ein hoch kompetentes und sensibles Gericht Recht im Namen des deutschen Volkes gesprochen hat«, unterstrich Heubner.

Räderwerk Mit der Bewertung des Bundesgerichtshofs werde auch dessen Entscheidung zum Auschwitz-Prozess gegen Oskar Gröning unterstrichen, dass jeder in Auschwitz und Birkenau tätige SS-Mann in das Räderwerk des Mordes einbezogen gewesen sei und sich mitschuldig gemacht habe, erklärte das Auschwitz-Komitee.

Der frühere SS-Mann Gröning, der im März im Alter von 96 Jahren starb, war 2015 in Lüneburg wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen rechtskräftig zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. epd/ja

Karlsruhe/Leipzig

AfD-Mann bei Razzia gegen mutmaßliche Rechtsterroristen festgenommen

Die Bundesanwaltschaft geht gegen eine militante rechtsextremistische Gruppe vor

 05.11.2024 Aktualisiert

USA

Wer ist gut für Israel und die Juden?

Am 5. November wählen die Vereinigten Staaten einen neuen Präsidenten. Eine Bestandsaufnahme von Josef Joffe

von Josef Joffe  05.11.2024

Essay

Trump und Israel

Warum auf die Israelbegeisterung der amerikanischen Rechten kein Verlass ist

von Hannes Stein  05.11.2024

Bundestag

Was ist neu an der Antisemitismus-Resolution?

Der neue Entwurf weicht in wichtigen Punkten von dem im Sommer geleakten Vorschlag ab

von Joshua Schultheis  05.11.2024

Judenhass

Antisemitischer Angriff auf 50-Jährigen in Berlin-Kreuzberg

Laut Polizei wird das verletzte Opfer in einem Krankenhaus behandelt

 05.11.2024

Meinung

439 Gründe dafür, nicht Trump zu wählen

Der republikanische Kandidat muss heute an der Wahlurne gestoppt werden

von Imanuel Marcus  05.11.2024

Dokumentation

Lesen Sie hier den Entwurf für die Antisemitismus-Resolution

Die demokratischen Parteien im Bundestag haben sich endlich auf eine Resolution gegen Antisemitismus geeinigt. Wir veröffentlichen den Entwurf im Wortlaut

 05.11.2024

Hintergrund

Wie die Republikaner schon jetzt eine mögliche Anfechtung der Wahl vorbereitet

Wird er es wieder tun? Vor der Präsidentschaftswahl sorgen sich die Demokraten, dass sich Donald Trump im Falle seiner Niederlage erneut nicht fügen und das Ergebnis anfechten wird

von Jill Colvin  05.11.2024

Nahost

Hisbollah feuert Dutzende Raketen auf Norden Israels

Die libanesische Terrororganisation hat den größten Teil ihrer Führungsriege verloren. Trotzdem nimmt sie den jüdischen Staat weiterhin Tag für Tag unter Beschuss

 05.11.2024