Vor der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters im thüringischen Nordhausen am Sonntag warnt das Internationale Auschwitz Komitee vor der Wahl des AfD-Kandidaten Jörg Prophet, der im ersten Wahlgang mit rund 42 Prozent der Stimmen in Führung lag. »Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager blicken voller Spannung und Sorge nach Thüringen«, erklärte Vizepräsident Christoph Heubner am Montag.
Viele Überlebende hätten nach ihrer Befreiung aus Buchenwald oder Mittelbau-Dora zu Menschen in Thüringen besondere Beziehungen entwickelt und auf einen neuen Anfang vertraut, fügte er hinzu. Daher verfolgten sie die derzeitigen politischen Entwicklungen mit Fassungslosigkeit und Trauer.
Rechtsextremist »Dass ausgerechnet in Nordhausen, einer Stadt, in der sie sich willkommen gefühlt haben, ein AfD-Kandidat große Wahlchancen hat, den frühere Äußerungen trotz seines bürgerlich-harmlosen Auftretens als lupenreinen Rechtsextremisten entlarven, erinnert die Überlebenden an jene dunklen Zeiten, die sie nahe Nordhausen durchleiden mussten und verschüttet die Wege des Vertrauens, die über viele Jahre entstanden sind«, sagte Heubner.
Heubner kritisierte darüber hinaus auch die Thüringer CDU dafür, dass sie im Landtag gemeinsam mit der AfD für eine niedrigere Grundsteuer gestimmt hatte. Dass sich die Partei »in dieser brisanten Situation im thüringischen Landtag auf Abstimmungserfolge mit der AfD einlässt, empfinden die Überlebenden nur noch als blindäugig und verantwortungslos.« Für viele müsse dies »wie eine Anerkennung der AfD als gegenwärtiger und zukünftiger Partner wirken«.
Auch internationale Überlebendenverbände des KZ Mittelbau-Dora hatten in den letzten Tagen vor der Wahl des AfD-Politikers Prophet in Nordhausen gewarnt. Dieser stelle mit seinen Äußerungen in Frage, dass Nordhausen einer der symbolträchtigsten Orte der nationalsozialistischen Verbrechen sei und die Erinnerung daran in vollem Umfang bewahrt und verteidigt werden müsse.
Geschichtsrevisionismus Vertreter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora betonten, Prophet verbreite eine geschichtsrevisionistische Ideologie. Er unterscheide sich dabei in keinerlei Hinsicht von seinem Thüringer Parteichef Björn Höcke.
Das Internationale Komitee Buchenwald, Dora und Kommandos (IKBD) nannte es »unvorstellbar, dass die letzten Überlebenden der KZ-Lager und ihre Familien in Nordhausen von einem Bürgermeister aus den Reihen einer Partei begrüßt werden könnten, deren politisches Programm aus Aufrufen zur Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Nationalismus und Revisionismus besteht«. kna