Nach dem Protest des Zentralrats der Juden und anderer jüdischer Organisationen gegen den geplanten Auftritt des Rappers »Kollegah« auf dem Hessentag in Rüsselsheim hat der Oberbürgermeister der Stadt, Patrick Burghardt (CDU), mitgeteilt, er wollte die Rap-Night am 14. Juni absagen.
»Ich werde morgen der Stadtverordnetenversammlung empfehlen, ihre Beschlussfassung zur geplanten Rap-Night beim Hessentag zu revidieren und die Veranstaltung abzusagen. Ich habe aufgrund der anfangs positiven Rückmeldungen die Situation falsch eingeschätzt und die Dimension persönlicher Betroffenheiten unterschätzt«, schrieb der Politiker am Mittwoch in einer persönlichen Erklärung. Zunächst hatte er die Rap-Nacht unterstützt. Am Donnerstag will sich das Rüsselsheimer Stadtparlament erneut mit der Angelegenheit befassen.
antisemitismus In dem Schreiben des Zentralrats vom Dienstag hieß es: »Möchte die Stadt Rüsselsheim einem Sänger, der Antisemitismus, Homophobie und Gewalt gegen Frauen propagiert und zu Gewalt gegen Minderheiten aufruft, eine Bühne geben und ihn mit Steuergeldern seine Hasstiraden verbreiten lassen?«
Unterzeichnet wurde der Brief auch von Amcha Deutschland, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen, »Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland«, dem Jüdischen Frauenbund, der Claims Conference und der Jüdischen Studierendenunion. Die Stadt Rüsselsheim wurde aufgefordert, das Fest zu nutzen, um Hessen von seiner besten und weltoffensten Seite zu präsentieren.
Punchlines Untermauert wurde diese Forderung durch Zitate von Kollegah-Punchlines wie »Es ist die Endlösung der Rapperfrage: Kugeln ins Gesicht« und »drogenverseuchte doofe Homos plus Toyshit«. Außerdem heißt es in einem Album: »Ich leih dir Geld, doch nie ohne nen jüdischen Zinssatz.« Kollegah postete den Brief des Zentralrats auf seiner Facebook-Seite und schrieb dazu: »Schalom Freunde, die Zinssatz Line ist zwar vom Homie Favorite ...« Das entsprechende Zitat aus dem Album wird von dem Gastmusiker Favorite gerappt.
Kommentiert wurde Kollegahs Facebook-Post unter anderem mit Bemerkungen wie »Außerdem ist es doch eine Tatsache, dass die jüdische Bevölkerung seit Jahrtausenden das Bankengeschäft kontrolliert« und »Seitdem Kolle auf eigene Faust in Palästina war, hat er Kosher-Nostra am Hals.« Der gebürtige Hesse Kollegah, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt und als 15-Jähriger zum Islam konvertierte, hatte im Dezember auf YouTube eine Doku über einen Besuch in den palästinensischen Autonomiegebieten veröffentlicht. Kritiker beschrieben die Doku als Selbstinszenierung.
Staatskanzlei Auch die hessische Staatskanzlei ist dagegen, den Rapper beim Hessentag auftreten zu lassen. »Vonseiten der Landesregierung gibt es Grenzen«, wurde Regierungssprecher Michael Bußer zitiert. Neben Kollegah sollten auch Azad, Farid Bang, Eko Fresh sowie Lumaraa und Der Asiate auftreten.
Ende November 2016 hatte die Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung beschlossen, die wegen der Texte einiger Künstler zunächst gestoppte Rap-Nacht am 14. Juni 2017 doch stattfinden zu lassen. ja