Körperliche Attacken, Demütigungen und als Israelhass getarnter Antisemitismus: Es sind kurze, aufeinanderfolgende Meldungen, deren Inhalt schnell zu erfassen ist – auch wenn man am Montagabend mit gefüllten Einkaufstaschen bei Kälte und Dunkelheit in Berlins Mitte unterwegs war.
Denn auf die Außenfassade des Friedrichstadt-Palasts wurde eine Chronik antisemitischer Vorfälle projiziert. Die Aktion in der Friedrichstraße geht zurück auf die Amadeu Antonio Stiftung, die federführend bei den gerade zum 14. Mal stattfindenden bundesweiten »Aktionswochen gegen Antisemitismus« ist. Zusammen mit dem Anne Frank Zentrum in Berlin werden in dieser Zeit Workshops, Konzerte und Jugendbegegnungen veranstaltet.
israelhass »Der Schwerpunkt der Wochen liegt in diesem Jahr auf Israelhass und Verschwörungstheorien«, sagte Stiftungsvorsitzende Anetta Kahane am Montag. Nach ihrem Eindruck wandele sich der Antisemitismus gerade: von klar geäußerten Feindbildern hin zu einem »diffusen Unbehagen an der Moderne«.
Volker Beck, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, stimmte Kahane zu: Die vielen Gesichter des moderneren Antisemitismus seien auf dieser Chronik zu erkennen. Gerade für Nichtjuden sei ein unterschwelliger Antisemitismus gar nicht ähnlich präsent wie für Juden. »Danke, dass die Amadeu Antonio Stiftung das sichtbar macht«, betonte Beck.
Am Mittwochabend findet eine ähnliche Gebäudeprojektion wie am Friedrichstadt-Palast auch in Köln an der Außenwand des Wallraf-Richartz-Museums statt.
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