Einspruch

Auf Pius kann man nicht hoffen!

Johannes Heil Foto: Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg/flohagena

Besser spät als nie, heißt es. Für die Akten des Pontifikats Papst Pius XII. (1939–1958), die nun geöffnet werden sollen, gilt das nur bedingt. Dabei sind die Erwartungen hoch. Die Direktorin des US Holocaust Museums, Sarah J. Bloomfield, erkennt eine »moralische Dringlichkeit« gegenüber der Generation der Überlebenden. Und WJC-Präsident Ronald S. Lauder erhofft sich gar Antworten auf »viele offene Fragen zur Haltung und zum Verhalten der Kirche während des Zweiten Weltkriegs«.

Neues zur Haltung des Vatikans gegenüber NS-Deutschland wird es nur in Nuancen geben.

Wenn die Kommentatoren sich nicht mit der Ebene symbolischer Politik begnügen wollen, dann dürfte die Enttäuschung auf dem Fuße folgen. Denn Neues zur Haltung des Vatikans gegenüber NS-Deutschland wird es nur in Nuancen geben, und die entscheidenden Motive und Momente angesichts der Deportation der Juden Roms am 16. Oktober 1943 werden kaum Aktennotizen hinterlassen haben. Spätere Aktennotizen unterstehen dem Verdacht der Apologie.

nazis Aufschlüsse wird man am ehesten über die Rolle des Vatikans bei der Fluchthilfe für Nazis erwarten dürfen. Doch es irrt, wer sich von Archiven Klärung im Sinne von Klarheit verspricht. Ihre Bestände regen Diskussionen an. Was schwarz auf weiß steht, lässt immer noch unterschiedliche Schlüsse zu. So wird die Öffnung der Pius-Akten auch nichts von der Polarisation aufheben, die besteht, seit Rudolf Hochhuth 1963 seinen Stellvertreter auf die Bühne schickte. Damals hätte der Vatikan die Archive öffnen sollen, und Hochhuth hätte vielleicht als armer Poet dagestanden. Jetzt reicht der Akt nur noch für Schlagzeilen, denen der Inhalt abgeht.

Die positiv gestimmten Kommentatoren sollten nicht übersehen, dass es noch andere Interessenten am reinigenden Effekt der Archivöffnung geben mag.

Vor allem sollten die positiv gestimmten Kommentatoren nicht übersehen, dass es noch andere Interessenten am reinigenden Effekt der Archivöffnung geben mag. Eben auch jene, die um jeden Preis Pius’ Seligsprechung anstrengen wollen. Als ob diese Kirche keine anderen Sorgen hätte.

Der Autor ist Rektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.

Taleb A.

Was über den Attentäter von Magdeburg bekannt ist

Er galt den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Islamkritiker, kämpfte für Frauenrechte und arbeitete als Arzt. Aber es gab auch eine andere Seite

 23.12.2024

Polen

Staatssekretär: »Würden Netanjahu bei Teilnahme an Auschwitz-Gedenkfeier verhaften«

Eine Auschwitz-Überlebende bringt wegen der polnischen Haltung einen Boykott der Gedenkfeier ins Spiel

 23.12.2024

Umfrage

Vertrauen in den Zentralrat der Juden vergleichsweise hoch

Laut einer Forsa-Umfrage ist das Vertrauen in den Zentralrat der Juden in Deutschland in der Gesellschaft höher als das in die Kirchen

 23.12.2024

Extremismus

Terrorexperte Peter Neumann fordert neue Täter-Kategorie

Nach dem Anschlag von Magdeburg: In Deutschland werde über Terroristen in allzu starren Kategorien gedacht

 23.12.2024

Gastkommentar

Antisemitismus: Lücken im Strafrecht schließen!

Im Kampf gegen Judenhass darf es nicht bei rechtlich unverbindlichen Appellen bleiben

von Volker Beck  23.12.2024

Brandenburg

Bürgermeister Arne Raue: Wechsel zur AfD vollzogen

Damit gibt es einen weiteren hauptamtlichen Bürgermeister der Rechtsaußen-Partei in Deutschland

 23.12.2024

Orthodoxe Rabbinerkonferenz

Rabbiner warnen nach Magdeburger Anschlag vor Hass und Spaltung

Die orthodoxen Rabbiner in Deutschland drücken ihre Anteilnahme nach dem tödlichen Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt aus

 23.12.2024

Gedenken

Ein Stein stößt an

Seitdem es die »Stolpersteine« gibt, sind sie Ziel von Vandalismus. Wie groß ist das Problem? Eine Recherche

von Matthias Meisner  23.12.2024

Magdeburg

Terrorforscher Peter Neumann: Amokfahrer war vermutlich psychisch krank

»Er hatte Wahnvorstellungen und fühlte sich verfolgt«, so der Experte

 23.12.2024