Einspruch

Auf dem Kriegspfad

Der UN-Bericht über die israelische Kommandoaktion gegen die Gaza-Flottille spart nicht mit Kritik an Jerusalem. Die Aktion sei exzessiv gewesen, man habe den Einsatz tödlicher Gewalt, durch den neun Menschen starben, nicht ausreichend erklären können. Überraschend war jedoch, dass der UN-Report Israel in vielen anderen Punkten recht gibt: Die Blockade Gazas sei legal, und Israel hätte auch das Recht gehabt, die Blockadebrecher in in-
ternationalen Gewässern aufzubringen.

Zypern Das war eine Ohrfeige für die Türkei. Sie antwortete darauf nach einem Muster, das man aus den vergangenen Jahren kennt: Sie ließ den Streit eskalieren. Und weil sich die Regierung gerade so schön in Rage geredet hatte, drohte sie wenige Tage später auch noch Zypern, dem Teil jedenfalls, der nicht von der Türkei besetzt ist. Das hatte nämlich gerade mit Israel die jeweiligen Seegrenzen vertraglich geregelt. Der Grund: Vor Israels Küste wurden Gasvorkommen gefunden, und nun hoffen die griechischen Zyprioten auf ähnliche Funde. Das will Ankara mit seiner Marine verhindern.

Die Türkei befindet sich auf dem Kriegspfad, nur scheint das in Europa niemanden zu kümmern. Man sieht es als Problem an, das Israel sich selbst eingebrockt hat. Nicht ganz zu Unrecht. Die Schuld aber allein bei Israel zu suchen, greift zu kurz. Tatsächlich nutzt die Türkei seit geraumer Zeit jeden Anlass, um öffentliche Konflikte mit dem ehemaligen Alliierten zu inszenieren. Das kommt bei der eigenen Bevölkerung und auch im arabischen Raum gut an. Israel ist aber nur Symbol und Vehikel einer strategischen Neuausrichtung der türkischen Außenpolitik, die das Land immer weiter vom Westen entfernt und »islamischer« werden lässt. Und dazu gehört nach Ansicht von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan offenbar der ständige Konflikt mit Israel, mit dem man sich »street credibility« verschafft. Das sollte Europa tatsächlich beunruhigen.

Der Autor ist Ressortleiter Außenpolitik der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert