Arnold Schwarzenegger

»Ich möchte mit dir reden«

In einem berührenden Video wendet sich der Schauspieler direkt an Judenhasser – und spricht über das komplizierte Verhältnis zu seinem Vater

von Imanuel Marcus  07.03.2023 10:32 Uhr

Arnold Schwarzenegger Foto: picture alliance / Captital Pictures

In einem berührenden Video wendet sich der Schauspieler direkt an Judenhasser – und spricht über das komplizierte Verhältnis zu seinem Vater

von Imanuel Marcus  07.03.2023 10:32 Uhr

Der österreichisch-amerikanische Schauspieler, Geschäftsmann und frühere Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, hat Antisemitismus und ähnliche Arten des Hasses scharf verurteilt. In einer Videoansprache, die von dem Medienunternehmen ATTN produziert wurde, sprach er Antisemiten und Verschwörungstheoretiker direkt an.

»Ich möchte heute über den sich verbreitenden Hass und Antisemitismus sprechen, den wir auf der ganzen Welt beobachten« – so begann der 75-jährige Star seine Rede. Er kam gleich auf seinen Besuch im früheren Konzentrationslager Auschwitz im September des vergangenen Jahres zu sprechen, bevor er Hass generell ansprach.

Hoffnung »Es ist mir egal, wie viele hasserfüllte Kommentare du online hinterlassen hast«, sagte Arnold Schwarzenegger in die Kamera. »Es ist mir egal, wie oft du mit einer Flagge des Hasses marschiert bist oder welche Hass-Aussagen du aus Wut gemacht haben könntest. Es gibt noch Hoffnung für dich.«

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Offenbar war es die Absicht Schwarzeneggers, einen Vorteil zu nutzen, den er als Hollywoodstar hat: Es gibt vermutlich eine Schnittmenge zwischen der Klientel, die er in der Videoansprache erreichen wollte und den Fans seiner Action-Filme wie »Terminator«. Seine Aussagen könnten aufgrund seiner Rolle als Filmstar eher bei der Hass-Fraktion ankommen, als die von Vertretern von Organisationen, die Antisemitismus, Rassismus, Frauenhass oder Homophobie bekämpfen.

Was Arnold Schwarzeneggers Videoansprache ebenfalls herausstechen lässt, ist die Tatsache, dass er seine Aussage direkt an den Mann bringt, während viele andere Aktivisten oder Politiker, ob berühmt oder nicht, oft nur über diese Klientel sprechen und sie analysieren.

Minderwertig »Ich möchte mir dir reden, falls du Verschwörungstheorien über Juden gehört hast, über Menschen welcher ethnischen Gruppen auch immer, über Menschen bestimmter Orientierungen oder Gedanken, von denen du dachtest ›Dies macht für mich Sinn‹ «, erklärte der Republikaner und Trump-Gegner. »Ich will mit dir reden, wenn du Gruppen als minderwertig betrachtest oder denkst sie wollen dich kriegen, wegen ihrer Religion, Hautfarbe oder ihres Geschlechtes.«

Unverblümt gab Schwarzenegger den Adressaten seiner Ausführungen brauchbare Ratschläge: »Ich weiß nicht, welcher Weg dich hierher geführt hat, aber ich habe genügend Leute gesehen, die ihre Zukunft für ihre hasserfüllten Ansichten weggeworfen haben. Also will ich mit dir reden, bevor du es am Ende dieses Weges bedauerst.«

Der »Terminator«, dessen Vater Gustav SA-Haupttruppführer war, sprach darüber, dass er unter Männern aufgewachsen sei, die den Zweiten Weltkrieg verloren hätten. Ihre Körper seien von Granatsplittern durchsiebt worden. Ihre »Herzen und ihr Verstand« seien voller Schuld gewesen. Sie hätten getrunken, um ihren Schmerz zu betäuben und sich wie Verlierer gefühlt, auch da sie einer »schrecklicher Verlierer-Ideologie aufgesessen« seien.

»Es ist leichter, einen Sündenbock für ein Problem zu finden, als Dinge selbst zu verbessern.«

Arnold Schwarzenegger

Gebrochen »Einige Menschen sind den Nazis gefolgt, da sie hasserfüllt waren. Andere waren dabei, weil sie dachten, sie hätten mehr verdient im Leben. Also saßen sie einem Glauben auf, wonach der einzige Weg, ihr Leben zu verbessern, darin bestand, andere Leben zu verschlechtern«, sagte er. »Am Ende war es egal, warum sie dabei waren. Sie waren alle gleich gebrochen.«

»Die gesamte Geschichte hindurch war Hass immer der leichteste Weg, der Weg mit dem kleinsten Widerstand«, so Arnold Schwarzenegger. »Es ist leichter, einen Sündenbock für ein Problem zu finden, als Dinge selbst zu verbessern.« Eine Warnung sprach er direkt aus: »Du wirst am Ende dieses Weges keinen Erfolg vorfinden. Es gab noch nie eine erfolgreiche Bewegung, die auf Hass basierte«.

Der frühere Bodybuilder aus der Steiermark, der 1968 in die USA auswanderte, erklärte auch, er verstehe, wie Menschen in die Falle der Vorurteile und des Hasses tappen könnten. Entweder wüchsen sie umzingelt von Hass auf oder Algorithmen brächten sie in den Extremismus. »Wenn du dein Leben damit verbringst, Sündenböcke zu suchen, nimmst du deine eigene Verantwortung weg, du entfernst deine eigene Macht und stiehlst deine eigene Kraft.«

Scheideweg Arnold Schwarzenegger sagte: »Du stehst am Scheideweg. Einer davon ist der schwierigere. Er wird schmerzhaft sein. Du wirst dein Gehirn zwingen müssen, anders zu denken.«

Er warnte die Zuschauer erneut: »Du könntest Freunde verlieren, die an ihren schwachen Ansichten festhalten. Aber, während du dich von dieser Wut und diesem Hass entfernst, wirst du dich gestärkt fühlen. Du wirst die Macht spüren, dein Leben zu verändern und dich stärker fühlen denn je.«

Das Ende des anderen, einfacheren Weges sei »nicht schön«, erklärte der mittlerweile graubärtige Schwarzenegger in seinem weiterhin starken, deutsch-österreichischen Akzent. »Du wirst gebrochen enden.«

Zum Abschluss seiner Ausführungen kam er erneut auf Auschwitz zu sprechen: »Als ich durch das Lager gelaufen bin und mich in die Lage derer versetzte, die in diese Gaskammern getrieben wurden, war es schrecklich. Es war einer der dunkelsten Momente in meinem Leben.«

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