Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus warnt vor einem AfD-Erfolg bei der Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen. »Die Bedeutung der Wahl in Nordhausen geht weit über die Grenzen der thüringischen Kreisstadt hinaus«, sagte Felix Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er wünsche sich, dass alle, die zur Stichwahl am Sonntag aufgerufen seien, ihre Entscheidung sehr bewusst träfen.
»Antisemitische Ideologie darf nirgendwo in ein wichtiges Amt wie das des Bürgermeisters einziehen.« Gerade in Nordhausen, in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Konzentrationslager Mittelbau-Dora, in dem neben anderen Opfern auch Tausende Jüdinnen und Juden umgebracht wurden, wäre das ein Schlag ins Gesicht für die Opfer der Schoah und ihre Nachkommen, so Klein.
Besorgte Stimmen Er betonte, dass die Auswirkungen der Abstimmung langfristig sein würden. Das Regierungshandeln, das künftig im Rathaus stattfinde, werde auch das Vertrauen prägen, das der Stadt Nordhausen überregional, in Verbänden und Kooperationen entgegengebracht werde. »Das ist letztlich entscheidend für den Erfolg einer Stadt und damit für das Wohl ihrer Bürgerinnen und Bürger.« Sie sollten daher im Sinne ihrer eigenen Interessen abstimmen und dabei auch die besorgten Stimmen von Holocaust-Überlebenden ernst nehmen.
Am Sonntag findet in Nordhausen die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt statt. Dabei tritt der AfD-Kandidat Jörg Prophet gegen den parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann an. Sollte Prophet gewinnen, würde die AfD erstmals in Deutschland einen Oberbürgermeister stellen.
Im September hatten auch das Internationale Auschwitz-Komitee und Vertreter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora vor einer Wahl von Prophet gewarnt. Die Gedenkstättenleiterin Anett Dremel und der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, betonten, Prophet verbreite eine geschichtsrevisionistische Ideologie. Prophet hatte im ersten Wahlgang gut 42 Prozent der Stimmen und damit das mit Abstand beste Ergebnis erzielt. kna