Berlin

»Antisemitismus unter Muslimen ernst nehmen«

Jüdische Organisationen fordern konsequente Maßnahmen gegen Judenhass

 09.07.2018 12:03 Uhr

Lala Süsskind, Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) Foto: Stephan Pramme

Jüdische Organisationen fordern konsequente Maßnahmen gegen Judenhass

 09.07.2018 12:03 Uhr

Jüdische Organisationen fordern von der Politik konkrete Maßnahmen gegen Antisemitismus. In einer am Montag in Berlin vorgestellten Grundsatzerklärung des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) heißt es, bei der Auseinandersetzung mit allen Formen des Antisemitismus müssten insbesondere Erfahrungen und Expertise der Betroffenen einfließen und ernst genommen werden. Dabei gehe es darum, Antisemitismus »als Angriff auf das ganze freiheitlich-demokratische Gemeinwesen« zu verstehen.

»Ich erwarte, dass die Bundesregierung und die Landesregierungen auch den Antisemitismus unter Muslimen als solchen ernst nehmen«, sagte die Forumsvorsitzende Lala Süsskind. »Relativierungen, die den islamistischen Antisemitismus verharmlosen, verhindern die Instrumentalisierung des muslimischen Antisemitismus durch Muslimfeinde nicht. Aber sie schaden einer wirksamen Bekämpfung des Antisemitismus und wirken auf die Opfer wie Hohn«, betonte Süsskind.

Unterstützer Die vierseitige Grundsatzerklärung wird den Angaben zufolge von mehr als 30 Organisationen und Einzelpersonen unterstützt, die sich mit jüdischem Leben und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus befassen.

Zu den Unterstützern gehören unter anderem zehn jüdische Gemeinden und zwei Landesverbände Jüdischer Gemeinden, die Amadeu-Antonio-Stiftung, das Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin/Brandenburg sowie der ehemalige Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Bundestages, der Grünen-Politiker Volker Beck.

Die Grundsatzerklärung richte sich an Bundesministerien und Landesregierungen, Bundestags- und Landtagsabgeordnete, parteinahe politische Stiftungen sowie Wissenschaftler. Hauptadressat sei aber der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein.

handeln Die Unterzeichner begrüßen in der Erklärung »die Beschlüsse des Bundestages sowie mehrerer Landesregierungen und Landesparlamente zur Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in den vergangenen sechs Monaten«. Aber den Worten müssten nun Taten folgen, forderte Süsskind. »Aus Parlamentsbeschlüssen muss konkretes Regierungshandeln werden. Hierzu soll unsere Grundsatzerklärung helfen«, so Süsskind weiter.

Das JFDA hoffe, unterstrich Süsskind, den Sommer dafür nutzen zu können, dem Diskurs über den Antisemitismus und seine Bekämpfung in Deutschland einen neuen Anstoß für die zweite Jahreshälfte zu geben.

So solle der Abwertung der Erfahrungen der von Antisemitismus Betroffenen, dem Ausblenden des israelbezogenen Antisemitismus, dem Kleinreden und der Relativierung des Antisemitismus in muslimischen Milieus und der Gleichsetzung »Antisemitismus = Rassismus = antimuslimischer Rassismus« entgegengewirkt werden.

Populisten Der Geschäftsführer des JFDA, Levi Salomon, betonte: »Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, von dem kein politisches, religiöses oder soziales Milieu gefeit ist – und ja, der muslimische Antisemitismus wird von Rechtspopulisten für muslim- und flüchtlingsfeindliche Kampagnen übersimplifiziert und einseitig instrumentalisiert.«

Tatsächlich schade die Verbreitung des islamistischen Antisemitismus nicht zuletzt auch den Muslimen. »Es muss aber möglich sein, diese spezifische Form des Antisemitismus differenziert zu thematisieren, ohne dass dies unbesehen als ›Muslimbashing‹ verstanden wird.« epd/ja

Terror

Eli Sharabi berichtet von Hamas-Geiselhaft und Mord an seiner Familie

Ausgehungert, erniedrigt, seiner Familie beraubt: Eine ehemalige Geisel der Hamas erzählt vor dem UN-Sicherheitsrat seine Geschichte von 491 Tagen in Gefangenschaft

von Benno Schwinghammer  20.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 20.03.2025

Brandenburg

KZ-Gedenkstätten erwarten 17 Schoa-Überlebende

Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Sachsenhausen und Ravensbrück wird im Mai an die mehr als 300.000 Inhaftierten erinnert

 20.03.2025

Freiburg

»Bundesweit einzigartig«: NS-Dokumentationszentrum öffnet

Das neue Zentrum will Museum, Gedenkort und Diskussionsforum sein. Die Macher sprechen vom modernsten Zentrum seiner Art in ganz Deutschland

 20.03.2025

Washington D.C.

Indischer Wissenschaftler wegen Hamas-Nähe festgenommen

Vor etwa anderthalb Wochen sorgte die Festnahme eines palästinensischen Studenten in den USA für Aufsehen. Nun trifft es einen indischen Akademiker. Der Verdacht in beiden Fällen: Unterstützung der Hamas

 20.03.2025

Medien

Gil Ofarims Anwälte sollen ihn »zum Geständnis geprügelt haben«

Lange hatte der Musiker zum Verleumdungs-Prozess gegen ihn geschwiegen. Jetzt erwecken seine Anwälte den Eindruck, dass Ofarim nur aus einer Not heraus gestanden hat

 20.03.2025

Hass

Medwedew vergleicht Merz mit Goebbels

Der wahrscheinliche nächste Bundeskanzler Merz wirft Russland vor, »Krieg gegen Europa« und nicht nur gegen die Ukraine zu führen. Das stößt in Moskau auf eine scharfe Reaktion

von Ulf Mauder  20.03.2025

Würzburg

Knobloch: Aus Angst bestellen Juden Pizza unter falschem Namen

Judenhass in Deutschland nimmt immer größere Ausmaße an, so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Für sie kann von Normalität keine Rede mehr sein - schon bei kleinen Dingen im Alltag

 20.03.2025

Studie

Kooperation mit der AfD - Laut Studie wird die Brandmauer bröckelig

Die Parteien der politischen Mitte betonen es regelmäßig: Sie lehnen eine Zusammenarbeit mit der AfD ab. Die Realität sieht jedoch anders aus

 20.03.2025