Berlin

Antisemitismus-Experten kritisieren BDS

Beauftragte von Bund und Ländern verabschieden gemeinsame Erklärung – europäische Rabbiner fordern Verbot

 28.04.2021 14:54 Uhr Aktualisiert

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Foto: Gregor Zielke

Beauftragte von Bund und Ländern verabschieden gemeinsame Erklärung – europäische Rabbiner fordern Verbot

 28.04.2021 14:54 Uhr Aktualisiert

Die Antisemitismusbeauftragten von Bund und Ländern kritisieren die sogenannte BDS-Bewegung scharf. Die Bewegung sei »ein zentraler Akteur des antiisraelischen Antisemitismus«, schreiben die Beauftragten in einer am Montag verabschiedeten gemeinsamen Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. »Der gegen Israel gerichtete Antisemitismus ist eine zentrale Integrationsideologie für antisemitische Bewegungen in Deutschland und weltweit«, heißt es in dem Papier.

BUNDESTAG BDS steht für »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen«. Desinvestitionen sind die Rücknahme von Investitionen. Die Bewegung verlangt unter anderem ein Recht auf Rückkehr nach Israel für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen. Der Bundestag hat die Bewegung vor zwei Jahren als antisemitisch eingestuft.

»Der Debatte um BDS und andere antisemitische Boykottkampagnen liegt häufig eine Auseinandersetzung um antisemitische Positionen zugrunde, die im Gewand einer »Israel-Kritik« vorgetragen werden, dabei aber allzu oft weit über legitime Kritik an einer Regierung und deren Maßnahmen hinausgehen«, beklagen die Beauftragten.

GEGENREDE Dafür gebe es im öffentlichen Raum oft zu wenig Gegenrede. Sie bedauerten, dass »die öffentliche Diskussion in den letzten Monaten diesbezüglich von gewissen Verhärtungen und Verkürzungen geprägt« gewesen sei.

Mehrere renommierte Kultureinrichtungen aus Deutschland hatten im Dezember vor der Gefahr gewarnt, im Kampf gegen Antisemitismus wichtige kritische Stimmen in der Gesellschaft von der öffentlichen Debatte auszuschließen. Zudem warnten sie vor missbräuchlichen Verwendungen des Antisemitismusvorwurfs.

KOMMISSION Die Antisemitismusbeauftragten tauschen sich seit September 2019 in der »Gemeinsamen Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens« aus.

Der Beschluss zeige die Einigkeit von Bund und Ländern und bekräftige den Willen, geschlossen gegen Antisemitismus von allen Seiten vorzugehen, erklärten die beiden Vorsitzenden des Gremiums, der Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sowie jener des Landes Berlin, Samuel Salzborn.

Der Antisemitismusbeauftragten und religionspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Benjamin Strasser, begrüßte die Stellungnahme. »Die BDS-Bewegung ist antisemitisch«, erklärte er. »Israel als jüdischen Staat durch Apartheid-, Nazi- und Besatzervergleiche das Existenzrecht als solches abzusprechen, hat nichts mit legitimer Kritik an der Politik einer Regierung zu tun.«

RABBINERKONFERENZ Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) und Oberrabbiner von Moskau, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, sagte am Mittwoch, die anti-israelische BDS-Bewegung sei »mit ein Wegbereiter einer neuen Welle des in Europa aufkommenden Antisemitismus, der immer aggressiver gegen hier lebende Juden verbal und auch tätlich ausgelebt wird. Abgesehen davon sind Europas Juden für die Kritik am Staat Israel die falsche Adresse, denn sie sind in erster Linie Bürgerinnen und Bürger eines europäischen Staates, und das in vielen Fällen schon seit Jahrhunderten«.

Allein dieser Aspekt mache deutlich, so Rabbiner Goldschmidt, dass die politischen Ziele der BDS-Kampagne sich nicht darauf beschränkten, »die israelische Politik zu diffamieren, sondern den Hass auf seine Staatsbürger und nicht zuletzt auf die hierzulande lebenden Juden zu schüren. Es wäre gut daran getan, die BDS-Kampagne durch die Europäische Union und die europäischen Mitgliedsstaaten zu verbieten«. dpa/ja

Washington/Kiew

Trump-Regierung stoppt Militärhilfe für Ukraine

Donald Trump lässt seinen Drohungen Taten folgen - und entzieht der Ukraine vorerst die Unterstützung im Verteidigungskrieg gegen Russland. Die Warnungen und Hilferufe aus Kiew werden nicht erhört

 04.03.2025

Israel

»Wenn die Hamas nicht bald die Geiseln freilässt, werden die Tore Gazas geschlossen und die Tore zur Hölle geöffnet«

Verteidigungsminister Katz erhöht den Druck auf die Terrororganisation

 04.03.2025

Berlin

Judenhass an Unis: Klein will Einsatz des Verfassungsschutzes

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung spricht sich dafür aus, Judenhass an deutschen Universitäten stärker durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen

 04.03.2025 Aktualisiert

NS-Raubkunst

Welfenschatz: Verkauf von 1935 wird nochmals geprüft

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat einer erneuten Befassung der Beratenden Kommission zugestimmt

 03.03.2025

USA

Die Ukraine als Opfer von Trumps »gesundem Menschenverstand«

Was sehen Ukrainer in der beispiellosen Konfrontation zwischen Präsident Trump und Präsident Selenskyj in Washington? Eine Einordnung von Michael Gold

von Michael Gold  02.03.2025

Washington

Offene Herabwürdigung im Weißen Haus: Disput zwischen Selenskyj und Trump schockt die Welt

Nach der Eskalation in Washington verweigert Selenskyj eine Entschuldigung, Trump zieht sich nach Florida zurück, und Europa fragt: Wie geht es in der Ukraine weiter?

von Julia Naue, Luzia Geier, Michael Donhauser  01.03.2025

Rechtsradikalismus

Pia Lamberty: AfD ist rechtsextreme Partei mit menschenfeindlichen Ideen

Die Radikalisierung in der gesamten Gesellschaft seit der Corona-Pandemie müsse in den Blick genommen werden, so die Extremismus-Expertin

 28.02.2025

Washington D.C./Berlin

Trump: Nicht enttäuscht über AfD-Wahlergebnis

Der US-Präsident betont, seine Regierung habe »ein hervorragendes Verhältnis zu allen Gruppen in Deutschland«. Aktuell habe die Bundesrepublik »eine Menge Dinge am Laufen«

 28.02.2025

Interview

»Ein Raum für Resilienz«

Nachumi Rosenblatt über den Jugendkongress, unbeschwertes Feiern und den Austausch untereinander

von Helmut Kuhn  27.02.2025