Soziale Medien

Antisemitismus auf »X«: Plattform lenkt ein

Der 2006 gegründete Messengerdienst Twitter heißt nun X. Foto: picture alliance / NurPhoto

Auf der Social Media-Plattform X, die von ihrer Gründung im Jahr 2006 bis vor wenigen Wochen Twitter hieß, gab es zum wiederholten mal einen Antisemitismus-Skandal, der allerdings soeben behoben wurde. Der Account des Auschwitz Memorial, der Gedenkstätte im früheren Todeslager der Nazis, beschwerte sich am Donnerstag darüber, dass ein klar antisemitischer Kommentar unter einem seiner Posts trotz Meldung nicht als solcher erkannt und gelöscht wurde.

»Nach der Überprüfung der übermittelten Informationen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Twitter-Regeln nicht verletzt wurden«, schrieb X an das Auschwitz Memorial. »Wir begrüßen Ihre Hilfe und ermutigen Sie hiermit, uns wieder zu kontaktieren, sollten Sie potenzielle Verstöße erkennen.«

»Jüdisches Ungeziefer« Der Kommentar, um den es ging, war auf Polnisch verfasst. Darin war von »ekelhaften Juden« die Rede, von »jüdischem Ungeziefer«, das »in der Hölle brennen« solle. Antisemitischer oder hasserfüllter geht es nicht. Daher beschwerte sich das Auschwitz Memorial in einem weiteren Tweet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Antisemitismus hat im Laufe der Geschichte immensen Schmerz und Leid verursacht und zu Diskriminierung, Gewalt und Völkermord geführt, für den Auschwitz nach wie vor eines der wichtigsten Symbole ist«, hieß es in dem Eintrag auf X. »Wenn eine solche Sprache nicht kontrolliert wird, setzt sich der Kreislauf des Hasses fort und bestärkt die Vorstellung, dass eine solche hasserfüllte Sprache auf dieser Plattform akzeptabel ist. Denken Sie daran: Es begann nicht mit Gaskammern, sondern mit einer hasserfüllten Ideologie, die in Worten zum Ausdruck kam.«

Am Freitag lenkte X, das soziale Medium von Elon Musk, schließlich doch ein. Das Auschwitz Memorial gab zunächst bekannt, der Autor habe den schlimmen Kommentar gelöscht. Dann stellte sich aber heraus, dass dessen X-Konto aufgrund des von ihm verbreiteten Judenhasses gelöscht wurde. Dies bedeutet: X hat seinen Fehler offenbar eingesehen - dies allerdings erst nach dem Druck der Gedenkstätte.

Laxe Handhabung Twitter war seit der Übernahme durch Musk mit einer eher laxen Handhabung seiner eigenen Regeln in Bezug auf Hassrede aufgefallen. Der Musiker Ye, der zunächst als Kanye West bekannt war, bekam unter Musk erneut das Recht, Tweets zu veröffentlichen - trotz seines offen zur Schau getragenen Judenhasses. Nach weiteren Ausfällen wurde Ye dann erneut gesperrt - dies aber auch nur zeitweilig.

Generell kamen Studien zu dem Ergebnis, dass auf Twitter/X seit Musks Übernahme mehr Beiträge geteilt wurden, die Hassrede - darunter Antisemitismus - enthielten. Auch Werbekunden sind befremdet. Mehrere Unternehmen kündigten an, keine Anzeigen mehr auf X schalten zu wollen - aufgrund des unverblümten Judenhasses, der sich dort weiterhin breit macht.

Pro & Contra

Ist Trump gut für die Juden?

Zwei Meinungen zur Debatte

von Deidre Berger, Len Sander  19.01.2025

USA

Alles neu im Nahen Osten?

Was Donald Trumps zweite Präsidentschaft für Israel bedeutet. Eine Analyse

von Jonathan Rynhold  19.01.2025

Israel

Berichte: Minister Ben-Gvir will Regierung verlassen

Aus Protest gegen das Gaza-Abkommen mit der Hamas hat der Polizeiminister schon mehrfach gedroht, Netanjahus Koalition verlassen zu wollen. Macht er nun Ernst?

 18.01.2025

Kurfürstendamm

Antisemitischer Angriff in Berlin

Ein 43-jähriger Mann wurde antisemitisch beleidigt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen

 18.01.2025

Berlin

Scholz: »Der Terror der Hamas muss enden«

Der Bundeskanzler appelliert an die palästinensische Terrororganisation, ihre Waffen »ein für alle Mal« niederzulegen

 17.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  17.01.2025

Bitburger Gespräche

Schuster für härtere Strafen gegen Antisemitismus im Netz

Antisemitismus gelte inzwischen als eine Art »Aufnahmeritual« in bestimmten Gruppen, warnt Zentralratspräsident Josef Schuster. Er sieht die Politik dazu aufgefordert, »Strafbarkeitslücken« zu schließen

von Matthias Jöran Berntsen  17.01.2025

Washington D.C.

Trump will Israel im Fall einer neuen Gaza-Operation unterstützen

Der künftige Präsident will zudem das Momentum des Waffenruheabkommens nutzen, um die Abraham Accords wiederzubeleben

 17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025