Bei einer Demonstration der Gruppe »Initifada Hannover« hat es nach Angaben der Polizei antisemitische Rufe in der niedersächsischen Landeshauptstadt gegeben. Die Einsatzkräfte hätten sofort reagiert und den Redner darauf hingewiesen, derartige Ausrufe zu unterlassen, teilte die Polizei auf der Plattform X mit.
Der Redebeitrag werde rechtlich geprüft, gegen den Mann werde ermittelt, betonte ein Polizeisprecher. »Entgegen mancher Social-Media-Kommentare sind wir auf dem Auge nicht blind.«
Die Polizei verwies auf im Netz kursierende Videos, die Szenen der Demonstration zeigen sollen. Darin ist ein Redner zu hören, der sich positiv über die Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam äußert. Der Mann soll die Angriffe auf die israelischen Fans nach den Worten des Sprechers »bejubelt« haben.
Billigung von Straftaten
Die Attacken auf Israelis am Rande eines Spiels in der Europa League zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv hatten in der Nacht zum Freitag international Empörung ausgelöst. Vorwiegend jugendliche Israelhasser machten zielgerichtet Jagd auf Israelis.
An der Demonstration am Samstagnachmittag in Hannover beteiligten sich nach Polizeiangaben »in der Spitze« rund 75 Menschen. Es werde wegen des mutmaßlichen Belohnens und der Billigung von Straftaten ermittelt.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Hannover verurteilte derweil auf einer Kundgebung der »Intifada Hannover« getätigte Äußerungen. Unklar war, ob es sich um dieselbe Demonstration handelte.
Schläger und Menschenjäger
Einer Erklärung der Organisation zufolge »bedankte« sich ein Redner bei den »Geschwistern in Amsterdam« für die dortigen Ausschreitungen. Unter den Augen der Polizei habe er ein Pogrom begrüßt, »wie es in Europa seit Jahrzehnten als unvorstellbar galt.«
»Unsere Antwort auf Zionisten kann nicht weniger als Nasenbluten sein«, soll der Redner gesagt haben . »Wir genießen diesen Tag und warten noch auf unsere Geschwister in Frankreich und in der Türkei!«
Am Donnerstag findet in Paris ein Fußballspiel statt, an dem ein israelisches Team beteiligt ist. Der antisemitische Redner äußerte außerdem die Hoffnung, dass es auch in der Bundesrepublik zu Gewalt gegen Israelis kommen werde.
Strafanzeige und Dienstaufsichtsbeschwerde
»Wir sind entsetzt, dass es auch in Hannover Menschen gibt, die Schlägern und Menschenjägern Beifall klatschen und sich Ähnliches auch in Hannover wünschen«, hieß es bei der DIG Hannover. »Wir sind auch entsetzt, dass dies unter den Augen anwesender Polizeikräfte stattfinden kann.«
»Bei derart eindeutigen Aufrufen zur Gewalt hätte die Veranstaltung umgehend abgebrochen werden müssen«, sagt Dr. Kay Schweigmann-Greve, Vorsitzender der DIG AG Hannover.
Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, stellte unterdessen Strafanzeige beim Staatsschutz in Berlin und erhob eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den verantwortlichen Polizeibeamten. Die DIG Hannover hat eine eigene Strafanzeige bei der lokalen Staatsanwaltschaft gestellt. ja/dpa