In München ist ein Mann aus Berlin Opfer eines mutmaßlich antisemitischen Angriffs geworden. Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Samstag auf einer Außenterrasse des Wirtshauses »Bratwurst Glöckl am Dom«, direkt neben der Frauenkirche, gegen 20 Uhr.
ANGRIFF Die Polizei gab am Mittwoch bekannt, dass ein 44-jähriger Mann aus dem Landkreis Starnberg dem Berliner mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn anschließend beleidigt habe. Das 33-jährige Opfer habe bei dem Schlag eine Platzwunde an der Lippe erlitten und sei zu Boden gegangen. Der Angreifer habe sich daraufhin auf das Opfer gesetzt und ihm die Finger in den Mund gesteckt.
Dabei habe er »laut und deutlich eine Beleidigung mit antisemitischem Inhalt« gerufen, so die Polizei weiter. Der Begleiter des Opfers habe den Angreifer daraufhin weggezerrt. Anschließend seien die Männer vom Wirt des Gasthauses des Platzes verwiesen und der Angreifer kurz darauf von der Polizei vorübergehend festgenommen worden.
Der 44-Jährige wurde von der Polizei wegen Volksverhetzung, Körperverletzung und Beleidigung angezeigt. Der Staatsschutz der Münchner Polizei hat die Ermittlungen übernommen. Es war offenbar nicht die erste Ausfälligkeit dieser Art: Schon im vergangenen Jahr sei der Mann mit ähnlichen Beleidigungen aufgefallen, berichtete die »Süddeutsche Zeitung«.
FESTNAHME In der »Bild«-Zeitung kam das Opfer des Angriffs zu Wort: »Mein Kollege hat den Mann von mir heruntergezogen, und er und sein Freund versuchten zu fliehen. Wir haben die beiden mit der Polizei am Telefon durch die Münchner Innenstadt verfolgt. Einen Fluchtversuch im Taxi haben wir unterbinden können, indem wir dem Taxifahrer das Handy mit dem 110-Anruf vor das Auto hielten«, schilderte der Berliner den Vorfall. Am Odeonsplatz sei es der Polizei dann gelungen, den Mann festzunehmen.
Das Opfer ist nicht jüdisch. Seine schwarze Baseballmütze sei vom Täter aber offenbar für eine Kippa gehalten worden. Nach »Bild«-Informationen besitzt der Angreifer neben der deutschen auch die mexikanische Staatsbürgerschaft. Der Staatsschutz der Münchner Polizei hat die Ermittlungen übernommen.
REAKTION Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, reagierte entsetzt auf den Vorfall. Der Jüdischen Allgemeinen teilte sie mit: »Der Vorfall zeigt den glühenden Hass, den jüdische Menschen immer wieder erleben. Eine Kopfbedeckung des nichtjüdischen Opfers, die entfernt einer Kippa ähnelt, war Anlass genug für einen brutalen körperlichen Angriff – mitten in der Münchner Innenstadt.«
Wenn solch eine Attacke passieren könne, unterstreiche das, »dass Judenhasser sich auch in München immer noch zu sicher fühlen. Der Israelhass vor dem Hintergrund der aktuellen Nachrichtenlage tut ein Übriges, damit jüdische Menschen jetzt noch stärker bedroht werden«. Die Justiz müsse dem Angreifer »und allen, die es ihm womöglich nachtun wollen, jetzt mit maximaler Härte die Grenzen aufzeigen«, erklärte Knobloch. mth