Vor einem Gespräch mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Brandner im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald hat die Gedenkstätte Erwartungen an den Besuch formuliert. Dem am Mittwoch geplanten einstündigen Treffen in der Verwaltung stimmte die Stiftungsleitung zu.
Bei dem Besuch werde man die Gelegenheit nutzen, »Herrn Brandner zu den geschichtsrevisionistischen und antidemokratischen Positionen in seiner Partei und seiner eigenen Haltung dazu zu befragen«, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, am Dienstag in Weimar. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke hat in der Gedenkstätte Hausverbot.
»Schuldkult« Brandner, der vor seinem Einzug in den Bundestag mehrere Jahre der AfD-Fraktion im Erfurter Landtag angehörte, solle unter anderem zu »seinen diffamierenden und verächtlichmachenden Äußerungen über die Bildungsprogramme der Länder zur Stärkung der Demokratie« erklären, hieß es.
Infrage stünden auch seine Haltung zur Behauptung, in Deutschland werde ein »Schuldkult« betrieben und die Erinnerungskultur müsse um 180 Grad gewendet werden, sowie zu den Äußerungen des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, »Hitler und die Nazis« seien »nur einen Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte«.
Die Stiftung wolle sich zudem erkundigen, wie Brandner sich zur Beschäftigung von Mitarbeitern in der Landtagsfraktion positioniere, die in rechtsextremen Burschenschaften aktiv sind, und was er gegen die enge Zusammenarbeit von Abgeordneten und Kandidaten der Thüringer AfD mit Neonazis unternehme, hieß es weiter.
Rechtsextrem Aus Sicht der Stiftung sei »Herr Brandner Abgeordneter und Mitglied einer Partei, die ebenso wenig an der sachlichen Lösung politischer und gesellschaftlicher Probleme interessiert ist, wie an der Bewahrung und Verteidigung demokratischer Werte und Haltungen«, hieß es weiter.
Stattdessen verzerre die AfD absichtlich die Wirklichkeit, schüre bewusst und aggressiv Vorurteile und öffne sich dem Rechtsextremismus direkt oder indirekt. Gemeinsam mit den anderen KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik werde man alles dafür tun, »die Ziele der AfD aufzudecken und zu durchkreuzen«, betonte Knigge.
Das Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar wurde 1937 errichtet. Bis zur Befreiung am 11. April 1945 waren dort fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Mehr als 56.000 Menschen starben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Die Gedenkstätte wird jedes Jahr von rund 500.000 Menschen besucht. epd